Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Paris am Ende des 19.Jahrhunderts: Charles Swann bewegt sich souverän auf dem Parkett der Salons, verkehrt in den besten Kreisen. Dort lernt er Odette de Orecy kennen, die nicht den besten Ruf genießt. Sie kommt aus kleinen Verhältnissen, will nicht wie ihre Freundinnen als ärmliche Schneiderin enden und lässt sich lieber von wohlhabenden Männern aushalten. Zunächst ist Swann an der eher ungebildeten und oberflächlichen Odette nicht interessiert. Doch im Laufe ihrer Begegnungen überkommt ihn eine obsessive Leidenschaft, die ihn wie eine Krankheit verfolgt. Ständig leidet er, der vorher als Frauenheld nichts anbrennen ließ, unter quälender Eifersucht, während sich Odette seinem Besitzanspruch immer mehr entzieht. Der einst angesehene Bourgeois und Lebemann wird in den Augen der Salongesellschaft zur lächerlichen Figur. Sein Leben ist vollständig von seiner Besessenheit bestimmt, alle seine Gedanken, Gefühle und Handlungen konzentrieren sich auf Odette. Swann wird immer mehr geschnitten, Einladungen bleiben aus, und erst am Ende steht ein befreiendes Loslassen: er erkennt, dass er sich in eine Frau verliebt hatte, die nicht zu ihm passte, die nicht „sein Genre“ war.
„Eine Liebe Swanns“ ist nur ein Auszug aus dem ersten Band von Marcel Prousts zehnbändigem Lebenswerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“. Wer nicht die Muße und Geduld hat, sich durch diesen monumentalen Roman zu arbeiten, kann das vorliegende Buch aber durchaus als eigenständige Geschichte lesen. Marcel Proust(1871-1922) gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20.Jahrhunderts. Bis ins kleinste Detail beobachtet er die Gesellschaft seiner Zeit, führt den Leser in die Welt der eleganten Salons mit ihren Gästen, subtilen Hierarchien und ungeschriebenen Regeln, die denjenigen schnell zum Außenseiter werden lassen, der gegen sie verstößt. Oft schwingt eine feine Ironie mit, wenn der Autor diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten durchleuchtet.
Dich Swanns Geschichte ist nicht nur ein brillanter Gesellschaftsroman, sondern auch eine klassische Liebes-und Beziehungsgeschichte: Anziehung, Verlieben, Zusammensein, Eifersucht, Bruch und Loslösung, die Frage: warum verfällt man einem Menschen, der offensichtlich nicht zu einem passt, wie befreit man sich davon- das alles sind Themen, die trotz der Kulisse einer vergangenen Epoche zeitlos erscheinen. Proust erweist sich als Meister der Beobachtung menschlicher Empfindungen, Verhaltensweisen und Angründe, die er mit psychologischer Akribie durchdringt und analysiert..
Ein Buch, das Konzentration beim Lesen erfordert. Tempo und Spannung im normalen Sinn findet man hier nicht, bisweilen verliert sich der Autor in endlosen Schachtelsätzen und seitenlangen Betrachtungen. Dafür beeindruckt die schöne und klare Sprache.