Kim Vogel Sawyer: Mein Herz wird immer nach dir suchen
Amerika, im 19. Jahrhundert: Zusammen mit ihren Eltern verschlägt es die Kinder Maelle, Mattie und Molly nach New York. In einer Katastrophe kommen die Eltern allerdings ums Leben und auf einen Schlag werden die Geschwister Waisen. Ihre Chance zu einem neuen und beschaulichen Leben bietet der Waisenzug ins Landesinnere, dem sie schließlich angegliedert werden. Die drei sollen adoptiert werden. Zuerst freuen sich Maelle und Mattie, die beiden Ältesten, sehr darüber, stellen dann aber mit Schrecken fest, dass nicht etwas eine Familie für sie vorgesehen ist. Nein, von drei verschiedenen Familien werden sie adoptiert und in alle Lande verstreut. Doch Maelle gibt nicht auf und glaubt daran, dass sie Molly und Mattie wiederfinden wird.
Eingängig erzählt Kim Vogel Sawyer, amerikanische Autorin zahlreicher historischer Romane mit christlicher Botschaft, die Geschichte der drei Waisengeschwister Maelle, Mattie und Molly, die von ihren Adoptiveltern in Isabell umbenannt wird. Alles beginnt mit dem Waisenzug ins Landesinnere Amerikas, der anfangs Dreh- und Angelpunkt einer vierteiligen Romanserie mehrerer Autorinnen werden sollte. Als dieses Projekt nicht zustande kam, war Kim Vogel Sawyer bereits so sehr an der Thematik interessiert, dass sei aus den geplanten vier Romanen kurzerhand einen einzigen machte. Und das Ergebnis ist wirklich lesenswert! Das Schicksal der drei jungen Menschen wird greifbar und sie erscheinen schnell in einem sympathischen Licht. Als Leser oder vor allem Leserin fiebert man mit ihnen mit und trotz ihre Lebenswelt, die der unseren so fern scheint, fühlt man vor allem auch mit.
Maelle hält über die Jahre hinweg daran fest, ihre Geschwister zu finden. Wie genau das vonstattengehen soll, weiß sie nicht. Es vergehen fast 20 Jahre, bis sie ihr Versprechen, immer nach Molly und Mattie zu suchen und sie schließlich zu finden, wahrmachen kann. Getrieben wird sie dabei von dem leitenden Motiv des Romans. „Du bist vor mir und hinter mir und legst deine schützende Hand auf mich.“ Diese Worte des Psalms 139 führen durch den Roman und werden im Erleben der drei Figuren immer wieder greifbar. Dabei will die Autorin diese Botschaft den Lesern und Leserinnen nicht aufzwingen, sondern zeigt ihnen mit kleinen Gesten, wie sie im Alltag erfahrbar werden kann und wie solche kurzen Eindrücke den Glauben an Gott nähren und festigen können.
Neben dem Gottesvertrauen Maelles und ihrer Geschwister wird auch auf die Situation von Kindern in Amerika zum Ende des 19. Jahrhunderts eingegangen. Zu dieser Zeit war – nicht nur in Amerika – Kinderarbeit keine Seltenheit und vor allem auch kein Skandal. Es gab aber zusehends kritische Stimmen und Aktionen, um Aufmerksamkeit für Bedürfnisse der jungen Schützlinge zu erreichen. Maelle und Mattie werden Mitstreiter führender Demonstranten und kümmern sich – auch aus ihrem Glauben heraus – um die Kinder. So hat der Roman letztlich drei entscheidende Themenbereiche: Das Gottesvertrauen, die Suche nach den Geschwistern und die Bekämpfung von Kinderarmut, -arbeit und Ausbeutung. Dabei bleibt »Mein Herz wird immer nach dir suchen« klischeefrei und leichtgängig.
Die vorgestellten Geschichten wirken authentisch und noch nicht einmal der Umstand, dass es die drei Geschwister nach langjähriger Trennung etwa zeitgleich in ein Städtchen in Missouri treibt, scheint sonderbar. Ganz im Gegenteil finden alle Elemente gut zueinander und hinterlassen einen überaus positiven Eindruck.
Kim Vogel Sawyer: Mein Herz wird immer nach dir suchen.
Scm Hänssler, September 2010.
320 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro.
