Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
In einer Krise gibt es nichts Besseres, als Freunde denen es richtig mies geht. Den vieren in Lucy Frickes neuem Roman geht es schlecht – und zwar allen. Radiomoderatorin Martha ist glücklich schwanger, aber unglücklich über Hennings Reaktion. Denn der hat Angst vor dieser Veränderung, will aber dennoch ein Held sein für sein Kind. Deswegen setzt er sich unter Druck und schreibt einen heldenhaften, aber wenig beachteten Comic. Auch Jon strengt sich an: Endlich will er den Durchbruch als Schauspieler, nicht nur als Leichen-Darsteller, schaffen. Betty hat es im Beruf schon geschafft und ist völlig abgebrannt, bricht zusammen.
Klar: „Das ewige Hätte-würde-könnte“ im Leben muss ein Ende haben, es muss etwas passieren. Zum Glück hat Martha Betty und Jon hat Henning. Die Frauen holen sich gegenseitig aus der Not, die Männer trinken sich einen.
Aber: Worin die Freundschaften zwischen Martha und Betty, Jon und Henning, begründet sind, wird nicht gesagt. Über ihre gemeinsame Vergangenheit erfährt man wenig, auch gemeinsame Gesprächstemen – außer krisenhafte – sind rar. Die Verbundenheit der Freunde scheint inhaltslos. Das irritiert.
Über lange Strecken des Romans leben die vier isoliert, allein mit ihren Problemen, aneinander vorbei. Vielleicht ist das die Botschaft: Auch nach mühsamen Phasen des Mit-sich-selbst-Beschäftigtseins, finden echte Freunde wieder zusammen... Beim Lesen ist das jedoch anstrengend. Es nervt, wenn die Figuren größtenteils nur mit den eigenen Problemen kämpfen und sich für ihre hochgesteckten Ziele abstrampeln.
Gut, dass das anders sein kann. Freundschaften sind sich immer auch voll mit Leben, Erinnerungen und gemeinsamen Gedanken.
Lucy Fricke: Ich habe Freunde mitgebracht.
Rowohlt, September 2010.
192 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,95 Euro.