Sorry, dass ich hier einen Filmtitel des verehrten Filmemachers Hark Bohm nutze, aber er trifft. Die Nordsee im Winter, für mich immer eine bedenkliche Gegend - so nah am blanken Hans und so nah an der Nordseewintermelancholie. Die Orte sind für uns Ruhrgebietler äußerst geläufig durch Kinderkuren, erste Urlaube mit der Frisiafähre auf die Nordseeinseln, oder das Krabbenbrötchen in Norddeich.
Der Roman lässt sich wohltuend Zeit mit dem Aufbau der Geschichte, so dass wir uns sehr gut in die Protagonisten denken können. Auch die jeweiligen Beweggründe aller Handlungen werden dadurch sehr präsent. Und dass das Ziel der Russen - im Moment hat es ja der Russe in der Belletristik nicht leicht, zuletzt in dem großartigen Thriller "Oktoberfest" oder in dem für mich zur Weltliteratur gehörenden "Krematorium" von Rafael Chirbes, ist ja der Russe derjenige, der die neue gnadenlos brutale Geldmafia präsentiert und dabei ist es unerheblich ob er grad mal ein Fußballverein kauft, oder eben in der Nordsee nach... aber das will ich nicht verraten. Ulrich Hefner lässt sich die Zeit, die es braucht, um die Spannung hoch zu halten. Auch die privaten Probleme des Hauptkommissars Trevisan, sind nicht nervig dar gestellt, sondern nachvollziehbar und en vogue. Alles in allem ein Roman, der durch seine Atmosphäre besticht, die Dramatik hoch hält und äußerst sympathisch daher kommt. Wenn auch der Russe, wie gesagt, im Moment kein großes standing hat.
Ein guter Tipp, auch als Hörbuch sehr intensiv!
Ulrich Hefner: Die Wiege des Windes.
Radioropa Hörbuch, Mai 2009.
9 CDs, 19,95 Euro.