Einen Mafia-Clan leiten, das ist nicht einfach, muss die mittlerweile 18-jährige Rosa feststellen. Auch ihre Beziehung zum aus dem befeindeten Clan der Carnevares stammenden Alessandro wird noch immer bestenfalls geduldet, aber nicht gutgeheißen. Das alles wird Rosa zu viel und sie beschließt, zumindest für ein paar Tage nach New York zurückzukehren und ihre Mutter dort aufzusuchen. Sie kann Rosa vermutlich am besten über ihren tot geglaubten Vater Auskunft geben. Doch Rosa ahnt nicht, dass diese Rückkehr nach New York sie mit ihrer Vergangenheit und der einige Monate zurückliegenden Vergewaltigung konfrontieren wird. Sie trifft auf alte Bekannte und neue Feinde aus dem Carnevare-Clan.
Der neue Band setzt gut vier Monate nach den Ereignissen von »Arkadien erwacht« ein und bietet zahlreiche neue spannende Szenen. Rosa wird hier gezwungen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen und schnell ihre Gestaltwandler-Fähigkeiten in den Griff zu bekommen. Gleich mehrmals ist sie gezwungen, auf ihre Sinne in Schlangengestalt zurückzugreifen, um so beispielsweise brenzligen Situationen zu entkommen. Kai Meyer wagt dabei neue Höhenflüge, die beispielweise in einer Menschenjagd mitten in New York gipfeln. Das mag sonderbar klingen, ist aber bei weitem die beste Szene diese Bandes! Er findet passende Formulierungen, baut Spannung auf und macht die erwähnte Menschenjagd zu einem Highlight, das man mit angehaltenem Atem liest.
Gespickt ist der Roman außerdem mit vielen Details rund um Alessandros und Rosas Beziehung. Diese gestaltet sich kompliziert, da, immer wenn die beiden miteinander schlafen wollen, sich einer von ihnen in ein Tier verwandelt. Meistens endet das dann mit Schuppen oder Fell zwischen den Zähnen, Frustration, aber auch Lachen. Das Miteinander der beiden wird zu einem Herzstück von »Arkadien brennt« und sorgt für viele Lacher auf Leserseite, was den Gesamteindruck ungemein auflockert. Insgesamt wirkt der Roman erneut für ein reiferes Publikum ab etwa 15 Jahren konzipiert.
Die Mafia-Clans wirken weiterhin sonderbar im Kontext eines Jugendromanes, tragen hier allerdings maßgeblich zur Spannung bei, so dass man sie zu dulden vermag. Die »Arkadien«-Trilogie ist anders als andere Jugendfantasy-Romane und sucht meistens nicht die Nähe zur Logik. Dennoch bleibt sie mit Abschluss dieses zweiten Bandes interessante Lektüre. Es werden neue Fragen aufgeworfen und Alessandro und Rosa gehen weiter dem Mysterium um die Dynastien von Arkadien nach. Der hungrige Mann treibt weiter sein Unwesen mit den Arkadien und Rosa beginnt allmählich, das Geheimnis ihres Vaters zu lösen. Was sich auch positiv abhebt, sind ihre Zweifel an Alessandro. Als sie erfährt, dass er am Abend der Vergewaltigung ebenfalls auf der Party war und die Täter zudem sogar seine Verwandten sind, wird sie misstrauisch und beginnt, ihre ganze Beziehung in Frage zu stellen.
Durch das lebhafte Beziehungsgeflecht der Teenager und zahlreiche spannende Stellen in New York und auf Sizilien wird dieser neue Kai Meyer-Roman zu einem tollen Leseerlebnis!
Kai Meyer: Arkadien 02. Arkadien brennt.
Carlsen, September 2010.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.
