Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespürt.
Granada, 1499: Die 16-jährige Christin Lucia ist seit ewigen Zeiten mit der gleichaltrigen Nuri, einer Maurin befreundet. Als sich der spanische König nun den Mauren zuwendet und sie alle aus der Stadt vertreiben will, ist Lucia entsetzt. Für sie und Nuri haben die Religionsunterschiede nie eine sonderliche große Bedeutung gemacht und Lucia hat ihre muslimischen Freunde immer respektiert. Dass diese nun zwangsgetauft und zum Christentum konvertiert werden sollen, macht ihr schwer zu schaffen. Unterdessen geraten auch die Väter der Mädchen in Bedrängnis. Ein mysteriöser Edelstein sorgt für Aufsehen, als klar wird, welchen Ursprung er hat – und das kostet die Männer fast ihr Leben … Lucia fühlt sich hin- und hergerissen zwischen den religiösen Konflikten und dem Trubel um den Stein.
Viele interessante Themen verbindet Brigitte Riebe in ihrem neusten historischen Jugendroman. Vor der Kulisse der spanischen Stadt Granada, gerade im Lauf der Geschichte kürzlich vom Emir an das spanische Königspaar übergeben, erzählt sie von erster Liebe, religionsübergreifenden Freundschaften und den Konflikten zwischen Muslimen, Juden und Christen. Nachdem die Juden aus Granada vertrieben waren, wandte sich das Königspaar den Muslimen zu. Und genau hier setzt die Geschichte von Lucia, Nuri und deren Bruder Rashid ein. Die Machenschaften der Inquisition finden genauso ihren Platz im Roman wie erste Liebesgefühle und die spannende Entwicklung rund um den kostbaren Stein. Brigitte Riebe beweist mit »Die Nacht von Granada« ein weiteres Mal, dass sie Geschichte mitreißend und lebendig erzählen kann.
Die wesentliche Protagonistin ist die 16-jährige Lucia, nur wenige Szenen werden mit Augenmerk auf anderen Figuren erzählt. Sie wird den Leserinnen und Lesern als durchweg sympathisch vorgestellt. Heimlich ist sie in Nuris Bruder Rashid verliebt und ihrem Vater treu ergeben. Gerne hilft sie in seiner Goldschmiede und pflegt zu ihm seit dem Tod der Mutter eine enge Beziehung. Natürlich möchte sie helfen, als der Edelstein ihren und Nuris Vater in großes Unglück stürzt durch sein Verschwinden. Der Autorin gelingt es dabei, einerseits historisches Wissen zu vermitteln, andererseits aber auch fremde Figuren dem jungen Publikum so nahezubringen, dass Mitfühlen und –fiebern kinderleicht wird. Und »Die Nacht von Granada« ist nicht nur ein Buch für Jugendliche. Auch ein erwachsenes Publikum kann es gut unterhalten – ganz klischeefrei! Denn vorhersehbar ist insbesondere in der zweiten Hälfte nichts mehr. Eine überraschende Wendung löst die nächste ab und drängt zu raschem Weiterlesen.
Ein Glossar hilft bei der Erklärung von Fremdwörtern und auch die Autorin kommt abschließend zu Wort. Es gelingt ihr hervorragend, die Themenvielfalt ihres neuen Romans unter einen Hut zu bringen und die einzelnen Bereiche in den Figuren Lucia und Nuri miteinander zu verknüpfen. Jeder Satz wirkt an die richtige Stelle gesetzt und das Lesen wird dadurch zu einem wahren Vergnügen. Die Seiten fliegen nur so vorbei!
Großes Riebe-Kino! Ein weiteres Mal gelingt es der talentierten Autorin, einen historischen Kontext ansprechend aufzubereiten und ihren Lesern und Leserinnen nahezubringen. Das ist nicht nur etwas für das junge Publikum ab 14 Jahren!
Brigitte Riebe: Die Nacht von Granada.
cbj, Oktober 2010.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,99 Euro.
