Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Fällt der Name Henning Mankell, denkt jeder sofort an Kommissar Wallander, doch der 59-jährige Schwede hat nicht nur Krimis geschrieben. Seine Afrika-Romane - etwa "Die rote Antilope" oder "Tea-Bag" - sind Beispiele dafür. Auch sein neuestes Werk, "Die italienischen Schuhe", ist kein Krimi. Es handelt von dem ehemaligen Arzt Fredrik Welin, der sich vor Gram nach einem Kunstfehler mit einem alten Hund und einer Katze auf eine einsame Insel zurückgezogen hat. Erst als eine ehemalige Freundin auftaucht, die er vor 40 Jahren verlassen hat, nimmt sein Leben eine neue Wendung. Welin lernt nicht nur sie kennen, sondern auch beider Tochter (von deren Existenz er bislang nichts wusste) und die Frau, die vor Jahren Opfer seines Kunstfehlers wurde.
"Die italienischen Schuhe" handelt von der Einsamkeit, vom Verlassen-Werden, vom Tod und davon, dass man seiner Vergangenheit nicht entfliehen kann, aber auch von der Lebensfreude zum Beispiel beim Feiern eines ausgelassenen Festes. Alle Figuren - und dazu gehören noch ein über 90-jähriger italienischer Schuhmacher und ein Postbote, der über Jahre der einzige menschliche Kontakt Welins war, sind sympathisch kauzig-knorrig dargestellt. Sie passen auf eine einsame Insel, die von Eis, Sturm und Regen heimgesucht wird. Neben der glaubwürdigen Charakterisierung der Figuren mit all ihren Fehlern und Macken gehört die große atmosphärische Dichte zu den Pluspunkten dieses Romans. Man fühlt sich beim Lesen selbst in die Einsamkeit hineinversetzt, so genau beschreibt Mankell die Dicke des Eises, die Minustemperaturen und den Wind.
Ein Roman über große Gefühle (die jedoch nichts mit Kitsch zu tun haben) und Menschen, die wenig Worte machen - ein schönes Buch!
Henning Mankell: Die italienischen Schuhe.
Zsolnay-Verlag, Wien, August 2007.
268 Seiten, Hardcover.