Cowboysommer beschreibt eine Jugendfreundschaft aus den Siebzigern, die das Lebensgefühl aus dieser Zeit emotionsgetragen bildreich und subtil wiederspiegelt.
In dem in der Gegenwart beschriebenen Rückblick schildert Hansjörg Schertenleib eindrucksvoll mit allen Aspekten Sehnsüchte, Zwänge, Enge im Elternhaus, das Suchen nach der großen Freiheit und der Liebe.
Vergessen hat der Ich-Erzähler Hanspeter seinen Jugendfreund Boyroth und die gemeinsame Zeit von damals, als sie beide siebzehn waren, nie. Und plötzlich begegnet Hanspeter Boyroth wieder während einer Lesereise.
Beide haben sich verändert. Hanspeter lebt als erfolgreicher Schriftsteller, während Boyroth sich im Schaustellergewerbemilieu bewegt. Aber immer noch verbindet die beiden die Rockmusik, ihre frühere gemeinsame Leidenschaft.
Die Erinnerung an ihre Jugend in Zürich ist so nah, als wäre die Zeit stehen geblieben.
1974 hören sie nicht nur dieselbe Musik von Bob Dylan, Zappa, den Stones, Leonard Cohen und vielen anderen, sie spielen auch im selben Fußballclub, sogar ihre beiden ähnlich geprägten Elternhäuser gleichen sich in der Wohnungsaufteilung und -einrichtung.
Hanspeter, der eine Bleisetzerlehre absolviert, trägt immer Bleibuchstaben mit sich, aus denen er regelmäßig spiegelverkehrte Sätze aus Songtexten oder Gedichten auf fremden Fenstersimsen auslegt. Vielleicht wird irgendwann jemand seine Sätze einmal entziffern, hofft er.
„Wäre ich ein Mädchen, ich würde mich auf der Stelle in dich verlieben“, so denkt Hanspeter damals über Boyroth. Sein charismatischer Freund verkörpert genau die Person, die er selbst gern sein möchte.
Eine ebenso ungeheure Anziehungskraft übt Yolanda, Boyroths Schwester, auf Hanspeter aus. Hanspeter verliebt sich so heftig in Yolanda, dass er heimlich einen ihrer Slips aus dem Badezimmer entwendet.
Im Sommer macht sich Hanspeter allein auf in den Urlaub nach Norwegen. In den Wochen die er dort verbringt, glaubt er sich selbst gefunden zu haben, befreit von Boyroths Übermacht.
Als er nach Hause zurückkommt ist alles verändert. Ein schlimmes Unglück hat sich während seiner Abwesenheit ereignet und Hanspeter muss sich mit einem großen Verlust auseinandersetzen.
Cowboysommer ist ein warmes, gefühlvolles Buch, das ohne Effekthascherei von der ersten bis zur letzten Zeile fesselt, indem es die Anziehungskraft seiner Protagonisten aufrecht erhält, glaubwürdig bleibt und eigene Erinnerungen aufleben lässt.
Hansjörg Schertenleib, 1957 geboren, lebt im County Donegal in Irland und in Zürich. Bislang sind von ihm Hörspiele, Theaterstücke, Gedicht- und Erzählbände, sowie Romane, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, erschienen.