Crowfield, 1347: Seitdem seine Eltern verstorben sind, lebt der 14-jährige William im Kloster bei Crowfield und arbeitet tagtäglich für die dort ansässigen gläubigen Männer. Der Alltag des Klosters wird durchbrochen, als Will im Wald auf einen verletzten Kobold trifft und wenig später zwei Fremde im Kloster Quartier suchen. Der Kobold, dem Will den Namen Bruder Walter gegeben hat, erkennt die beiden Männer als den Meister Jacobus Bone und seinen Gehilfen Shadlok, die er unweigerlich mit einem Fluch verbindet, den der Finstere König der Unseelie, der Elfen, vor Jahren ausgesprochen haben soll. Will kommt dem tief verborgenen Geheimnis Crowfields auf die Spur und entdeckt mit seinem Kobold-Gefährten das Grab eines Engels in den Feldern.
Mit viel Talent für die einfache Umschreibung komplizierter Abläufe entwickelt Pat Walsh eine mysteriöse und spannende Geschichte. Sie macht ihre Leserinnen neugierig auf den Fluch, der auf Crowfield lastet, und lässt sie diesen gemeinsam mit William ergründen. An seiner Seite befindet sich neben Bruder Schnecke, seinem engsten Vertrauten im Kloster, der Kobold, der nicht bereit ist, ihm seinen wahren Namen zu verraten. Und dieser Kobold gestaltet das Geschehen durch einen pfiffigen Sprachfehler, eine messerscharfe Auffassungsgabe und ein großes Wissen über die Mythen und magischen Wesen des Landes. Die hauptsächlichen Handlungsschritte gehen von William aus, aber Bruder Walter, der Kobold, hat einen wichtigen Anteil daran. Durch ihn kommt immer wieder Witz in die düsteren Szenen, welche alle in der verschneiten Umgebung Crowfields spielen. Pat Walsh treibt ihre Geschichte stetig voran, verliert aber nicht das Gefühl für die kleinen Details – und genau das ist es, was ihren Roman hervorhebt.
Dem »Fluch von Crowfield« haftet eine historische Note an. Vor allem über das Leben im Kloster zu dieser Zeit, aber auch über die Arbeit der einfachen Leute erfahren die jungen Leser und Leserinnen etwas. Im Anhang befindet sich eine Übersicht über einen normalen Tagesablauf im Kloster und komplizierte Begriffe werden zielgruppengerecht erklärt.
Interessant anzusehen ist auch, was William aus seinem Wissen über den Engel im Grab macht. Von den Mönchen des Klosters wurde er gottesfürchtig erzogen und kennt die Engel natürlich aus den Geschichten. Dass ein Engel gestorben sein soll, erschüttert sein Weltbild und bringt ihn ins Grübeln. Ebendieses Nachdenken über Engel und Gott gibt der Figur des Williams Farbe und lässt ihn über seine Handlungen hinaus im Roman auftreten. Das Ende schreit förmlich nach einer Fortsetzung und es bleibt noch Vieles ungesagt. William trägt mit Abschluss des Mysteriums um den Engel ein wichtiges Erbe und eine neue, aber noch ungewisse Mission, die Stoff für Folgebände bieten kann. Im Englischen erscheint im Frühjahr 2011 die Fortsetzung, das Erscheinungsdatum einer möglichen deutschen Übersetzung ist bisher noch nicht bekannt.
Ein Buch für kalte und dunkle Wintertage – ein Fluch und gruselige Legenden, magische Ereignisse rund um das Crowfield Kloster. Gute Unterhaltung für Mädchen und Jungs ab 12 Jahren.
Pat Walsh: Der Fluch von Crowfield.
Chicken House, November 2010.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 12,95 Euro.
