Das Ruhrgebiet ist nicht mehr grau und ausschließlich geprägt von Bergbau und Schwerindustrie - das Ruhrgebiet ist heute grün und kulturell durchwachsen, die Menschen zeigen sich aufgeschlossen, kulturell interessiert und sehen einer neuen Zeit entgegen. So wird uns das Gebiet entlang ehemaliger Zechen und Stahlgießereien aktuell verkauft. Einrichtungen wie die Kulturhauptstadt 2010 und diverse weitere kulturelle Institutionen sollen dem heutigen Ruhrgebiet einen neuen Anstrich geben. Aber wie sieht es hinter der Fassade dieser innerhalb weniger Jahre zum Wandel gezwungenen Region aus, wie erleben die dort lebenden Menschen ihre alte Heimat heute? Der junge Autor Dirk Schulte geht dieser Frage in seinem Roman “Der Gott, der Kohle wachsen ließ” nach. Phantasievoll und spannend lässt er seinen Protagonisten Mark Ritter, Gewinner eines Literaturwettbewerbs und damit beauftragt einen Roman über die vorbildhaft gelungene Umstrukturierung des ehemaligen Kohlenpott zu schreiben, das heutige Ruhrgebiet für uns erleben und schildert, wie der gewissenhafte Jungautor Ritter recherchiert, um eine objektive Arbeit abzuliefern. Offensichtlich ist dies jedoch nicht im Sinne des Auftraggebers des geplanten Romans, einem alteingesessenen Bergbaukonzern im Herzen des Ruhrgebiets, denn bei seiner Recherche Gerät Mark Ritter in gefährliche Situationen. Immer wieder wird er daran gehindert, die unbequeme Wahrheit zu erfahren, die Meinung der Menschen einzufangen. Im Roman wird schließlich die spannende Schlüsselfrage gestellt, ob man wider besseren Wissens die Augen vor der Wahrheit verschließen darf und das, was die Gesellschaft vorgaukelt, unbedingt der Realität entspricht. Dirk Schulte, der einige Jahre als Arzt im Ruhrgebiet tätig war, verfasste diesen Roman als eine Hommage an das alte Ruhrgebiet und dessen Bewohner - spannend, detailverliebt und schlau beobachtet. Ein schöner und kurzweiliger Lesegenuss, nicht nur für Bewohner des Potts, klasse!
Dirk Schulte: Der Gott, der Kohle wachsen ließ.
Edition PaperONE, Mai 2010.
204 Seiten, Taschenbuch, 11,95 Euro.