Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Dean R. Koontz: Der Schatten – Frankenstein Band 3
Sagt Ihnen der Name Frankenstein etwas? Dr. Victor Frankenstein? Ja genau, das war der verrückt-geniale Wissenschaftler, der anno tobak versucht hat, einen künstlichen Menschen zu erschaffen.
In Dean R. Koontz eigenständiger Fortschreibung der Abenteuer des wackeren Wissenschaftlers hat dieser nicht nur, als willfähiger Scherge der Nazis, später Maos und des Russischen Geheimdienstes überlebt, sondern sein Ziel, künstliches Leben zu kreieren sogar erreicht.
Mittlerweile hat er, der sich nun Victor Helios nennt, sich aufgrund seiner bio-medizinischen Patente unermesslich reich, ins Big Easy, nach New Orleans zurückgezogen. Hier, in seiner Brutfabrik, dem so genannten „Händen der Barmherzigkeit“ brütet er eine neue Rasse aus, die, so sein Plan, den Menschen als Krone der Schöpfung mit ihm an ihrer Spitze ersetzen soll. Eintausend Jahre soll solch ein Replikant halten, dabei widerstandsfähiger, schneller und stärker sein, als jeder der alten Rasse.
Doch im Garden District, dem Nobelviertel von New Orleans geht so einiges schief. Ganze Programmierzeilen der neuen Menschen lösen sich auf, ihre Konditionierung verschwindet, und die neue Rasse läuft, verfrüht Amok.
Hat die Menschheit gegen die verrückten Killermaschinen überhaupt eine Chance?
Nur Deucalion, Frankensteins erste Schöpfung und ein mutiges Polizistenpaar stehen dem Angriff im Weg – sie und ihre Urban Snipers gegen einen verrückten Wissenschaftler und dessen Schöpfung. Doch dann wenden sich auch Angehörige der neuen Rasse gegen ihren Vater – etwas, das Victor nicht vorgesehen hat ...
Lange hat es gedauert, bis der abschließende, dieses Mal ausschließlich aus der Feder des Besteller-Autors Koontz stammende dritte Band seinen Weg in die Buchhandlungen fand.
Was als triumphales Ende eines bislang sehr interessanten, eigenständigen Werkes vorgesehen war, der gerät, gelinde gesagt zum Desaster.
Dean R. Koontz hatte die Idee den Frankenstein-Mythos in ein modernes Umfeld zu übertragen, dabei aber gleichzeitig Dr Victor Frankenstein mitzunehmen in eine hochtechnisierte Zeit. Dies gelang in den ersten beiden Bänden überraschend gut, bot der Plot doch jede Menge interessanter Ideen, unerwartete Wendungen und Action satt. Natürlich blieb die Logik außen vor, doch auch kritische Gedanken um ethisch-moralische Grundsätze, um die Gefahr die von ungezügeltem Wissensdurst und dem Drang des Menschen Schöpfer zu spielen ausgeht, reicherten die spannende Handlung an.
Vorliegend aber liest sich der Abschluss schlicht nicht rund. Zwar werden die Ereignisse zu einem Ende gebracht, doch selbiges strotzt nur so vor Ungereimtheiten, aberwitzigen Zufällen und Brüchen.
Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass Koontz sämtliche noch nicht verbrauchte Ideen in einen Topf geschmissen, einmal gut umgerührt hat und dann alles in dem Roman ausgeschüttet wurde. Viele eigentlich interessante Ansätze werden kurz gestreift, dann wieder entsorgt, der sich anbahnende große Konflikt Deucalions mit seinem Schöpfer findet ebenso wenig statt wie ein wirklicher Show-Down. Das liest sich vornehm ausgedrückt verwirrend, lässt eine innere Logik und wirkliche Spannung vermissen und enttäuscht daher auf der ganzen Linie.
Dean R. Koontz: Der Schatten – Frankenstein Band 3 .
Heyne, Dezember 2010.
320 Seiten, Taschenbuch, 7,95 Euro.