Der himmelblaue Schmengeling
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Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott (1937)
Jetzt bestellen bei amazon.de! „Das Ziel jedes Staates ist die Verdummung des Volkes. Keine Regierung hat ein Interesse daran, dass das Volk gescheit wird.“ – Ödön von Horváth

Ein Lehrer in tiefer Sinnkrise: Seine Schüler haben sich gegen ihn gewandt, nachdem er die Verwendung des Begriffs „Neger“ in dem Aufsatz eines Schülers kritisiert hat, seine Ideale hat er im Laufe der Zeit aus den Augen verloren. Stattdessen findet er sich in einer anonymen Welt wieder, in der alle gleichgeschaltet sind – von keinem seiner Schüler spricht er mit vollständigem Namen, sondern lediglich in Form von „R.“, „Z.“ oder „N.“.

Inmitten dieses Lebenschaos’ gerät der Protagonist aus „Jugend ohne Gott“ in die Ermordung eines seiner Schüler. Bei der Aufklärung des Verbrechens verfängt er sich zunehmend in den Fängen der eigenen moralischen Vorstellungen, der persönlichen Lebenskrise und des absoluten Opportunismus in einer scheinbar kalten, abweisenden Welt mit illustren, aber dennoch gescheiterten Existenzen wie Ex-Lehrer Julius Cäsar – und gerät in tiefgreifende Gewissenskonflikte …

Auffälligster Aspekt ist in Ödön von Horváths monumentalem Roman die Nicht-Benennung der Schülernamen – sie alle haben ihre Identität eingebüßt. Horváth beweist erneut die ihm eigene Fähigkeit, knapp und pointiert seine Aussage zu transportieren. „Gott ist die Wahrheit“ heißt es im Buch schlicht im Kontext zum Titel – denn das von Horváth gezeichnete Bild der Jugendlichen ist ohne Gott, ohne Wahrheit, ohne eigene Moral.

„Wie in allen meinen Stücken versuche ich möglichst rücksichtslos gegen Dummheit und Lüge zu sein.“ – Ö. v. Horváth

Die Gottesfigur hat hier also weniger einen religiösen Bezug als viel mehr den moralisch-philosophischen. Und genauso wenig wie er sich nicht davor scheut, ohne den berühmt-berüchtigten erhobenen Zeigefinger seine Ansichten über Anstand und Sitte zu demonstrieren, ist er ungehemmt, Vergleiche zu ziehen, die selbst aus heutiger Sicht sehr außergewöhnlich und gewagt wirken – etwa wenn der ehemalige Lehrer mit dem Spitznamen „Julius Cäsar“ über das Verhältnis der gegenwärtigen Männer-Jugend zur „Rucksack tragenden Venus“, wie es im Buch heißt, referiert.

Eine gewalttätige Jugend ohne jegliche Form der Selbstreflexion, deren Wünsche und Lebensziele auf die Ideale der Diktatur des „Oberplebejers“ (Synonym für Adolf Hitler) abgerichtet waren. Daher lässt sich auch hier die von Horváth verfasste „Gebrauchsanweisung“ zum besseren Verständnis seiner Theaterstücke anwenden.

„Jugend ohne Gott“ ist im Prinzip zeitlose Literatur. Zwar sind Handlungszeit, -ort und -inhalt allein schon dem Umstand gezollt, dass der Autor zur Zeit des Nationalsozialismus aktiv war – 1938 wurde dieser Roman zur „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ addiert -, dennoch lassen sich die Grundzüge des Textes wohl problemlos auf die heutige Zeit übertragen. Höchstens mit dem Unterschied, dass wir heute nicht mehr über einen Buchstaben anonymisiert werden, sondern über die Ziffernkombination im Weblink unseres Facebook-Profils.

Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott (1937).
Suhrkamp Verlag, August 2008.
148 Seiten, Taschenbuch, 5,00 Euro.

Martin Palm

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