Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Die sieben ErzÀhlungen des argentinischen Autors, Jahrgang 1939, kreisen um Emigration und Exil. Manche seiner Figuren gehen freiwillig, um woanders ein neues Leben anzufangen, andere sind auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung.
So steht ein junger Mann im Jahre 1890 am Hafen von Odessa und betrachtet das Schiff, das ihn bald nach Buenos Aires bringen wird. Doch seine Braut will nicht mit, und so verlÀsst er das Land mit einer fremden Frau, die ihn am Hafen angesprochen hat. Erst der Urenkel der beiden erfÀhrt die Wahrheit.
Ein deutscher Pianist scheitert in Argentinien und kehrt zur falschen Zeit, nĂ€mlich im Jahre 1939, in seine Heimat zurĂŒck.
Ein Mann aus New York forscht in Lissabon nach Spuren von FlĂŒchtlingen des 2. Weltkriegs. In Bibliotheken, ehemaligen Emigrantenhotels und alten Buchhandlungen versucht er, das Schicksal seiner GroĂeltern zu rekonstruieren, doch am Ende bleiben nur BruchstĂŒcke.
Dieses Fragmentarische durchzieht alle Geschichten, oft verlieren sich Spuren, enden Hand-lungsfĂ€den im Nichts. Ein Geheimnis umgibt diese Menschen und ihr Schicksal; vieles bleibt im Dunkeln, fĂŒr das sich Nachkommen und auch Leser eine ErklĂ€rung gewĂŒnscht hĂ€tten. Doch es geht dem Autor nicht um stringente HandlungsfĂ€den und Auflösungen. Ihn faszinieren der Aufbruch ins Unbekannte und die Personen, die ihn wagten. Vielleicht, weil er selber Sohn ukrainischer Auswanderer ist und in den siebziger Jahren vor der argentinischen Diktatur nach Paris emigrieren musste.
Melancholische Geschichten, die trotz der vielen BrĂŒche lesenswert sind, vor allem wegen der poetischen Sprache, durch die der Leser die Sehnsucht, Verlorenheit und Heimatsuche der Protagonisten unmittelbar nachempfinden kann.
Edgardo Cozarinsky: Die Braut aus Odessa.
Heyne, MĂŒnchen, August 2007.
256 Seiten, Taschenbuch.