Krystyna Kuhn: Die Katastrophe. Das Tal – Season 1.2
Nur wenige Wochen sind vergangen seit den Vorfällen im Tal, bei denen Angela Finder zu Tode kam. Den Jugendlichen lässt ihr Tod keine Ruhe und so beschließt die sportliche Katie, Julias Zimmergenossin, den Gipfel des Ghosts zu erklimmen. Das bleibt ihren Freunden kein Geheimnis und am liebsten wollen sie alle mit auf den Berg. Die Indianerin Ana soll sie durch den gefahrenvollen Gletscher führen. Oben angekommen erwarten sie Antworten für das Rätsel der vor dreißig Jahren verschollenen Studenten. Und jeder der Teilnehmer und Teilnehmerinnen hat seine ganz eigenen geheimen Fragen. So wundert es Julia beispielsweise, warum ihr Vater auf den Bildern der Studenten zu sehen ist, verschollen sein soll und sie doch als seine Tochter existiert. Was ist genau damals passiert? Und wie kann eine Hand voll Studenten einem mächtigen Berg trotzen?
Mit jedem Band ihrer »Das Tal«-Serie stellt Krystyna Kuhn neue Figuren in den Mittelpunkt. Im zweiten Teil bewegt sie sich weg von Robert, Julias Bruder, und stellt neben Julia auch ihre Freundin Katie, die Leserinnen und Leser bisher am Rande kennenlernen durften, vor. Zum Aufhänger der neuen Geschichte werden die acht verschollenen Studenten des Grace-College. Unter ihnen Katies Mutter und Julias Vater, doch davon weiß niemand außer den beiden. Sie allerdings können bestätigen, dass diese Menschen auf jeden Fall nicht verschollen sind. Die Kombination von Katies Ehrgeiz und Julia Verschlossenheit wird zu einem explosiven Gemisch und der zweite Band von Krystyna Kuhns neuer Serie entwickelt sich sogar noch spannender als der Vorgänger. Mit angehaltenem Atem kann man den abenteuerlichen Aufstieg auf den Ghost miterleben und der Autorin gelingt es besonders gut, das Zusammenspiel der unterschiedlichen Charaktere in Worte zu fassen, jedem aber noch diesen Hauch von Mysterium zu lassen, der grundsätzlich alle Studenten des Colleges umgibt.
Natürlich findet man auch wieder die grandios umgesetzte Atmosphäre rund um das Tal. Abgeschieden von der Zivilisation, von vielen Geheimnissen durchwoben und mit der Elite der Gesellschaft besetzt. Die Figuren selbst gewinnen weiter an Kontur und keine von ihnen wird durchweg sympathisch gezeigt, denn selbst bei den beiden diesmaligen Protagonistinnen sind dunkle Charakterzüge vorhanden und sie handeln nicht immer nett gegenüber ihren Mitmenschen. Klar, das ein oder andere Klischee findet sich in der Zusammenstellung der Jugendlichen, das wird aber ungemein aufgelockert durch die unterschiedlichen Perspektiven. Katie nimmt beispielweise Julias Freund Chris als arroganten Schnösel wahr, während Julia selbst sich stark um ihn und seine Zuneigung bemüht, ja die negativen Eigenschaften weitgehend ausblendet. Von diesen unterschiedlichen Perspektiven lebt der Roman und Krystyna Kuhn weiß diese geschickt für ihre Spannungsbögen einzusetzen.
Im dritten Band »Der Sturm« werden Chris und Debbie im Mittelpunkt stehen. Und wer glaubt, in »Die Katastrophe« alle Antworten auf die Fragen des Vorgängerbandes zu finden, wird sich bald im Irrtum sehen. Es bleibt auf jeden Fall spannend um Julia, das Grace College und das Tal.
Gute Unterhaltung mit hohem Spannungsfaktor fĂĽr Jugendliche ab 14 Jahren.
Krystyna Kuhn: Die Katastrophe. Das Tal – Season 1.2.
Arena Verlag, August 2010.
308 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.
