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Susanne Ruitenberg und Julia Breitenöder haben Geschichten geschrieben, die alle etwas mit Frankfurt zu tun haben.
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Charlie Houston: Die Plage
Jetzt bestellen bei amazon.de! Parker „Park“ Haas ist ein Cop aus Überzeugung. Während Andere den Job wegen der gesicherten Altersversorgung und der guten Gesundheitsvorsorge übernommen haben, ist er, der aus einem begütertem Elternhaus stammt, aus Leidenschaft auf der Strasse. Hier, in den Ghettos von L.A. kann er denen, mit denen es das Schicksal nicht so gut meint, den Armen und Schwachen helfen, und für ein Stück Gerechtigkeit im Kleinen sorgen.

Dies alles ändert sich radikal, als 2010 eine Seuche ausbricht, für das die Medien zunächst fälschlich dem Rinderwahn BSE verantwortlich machen. Nach dem globalen Abschlachten aller Tiere stellt man fest, dass die Seuche weiter um sich greift. Ein Zehntel der Weltbevölkerung ist betroffen, kann nicht mehr schlafen, bis der Körper nach einem leidvollen Jahr ohne Erholung die Arbeit einstellt. Zombis werden sie umgangssprachlich genannt und ähnlich untot vegetieren die Infizierten auch vor sich hin.

Parks Frau ist von der Plage befallen, bei ihrem Baby weigert sich die Mutter einen Test durchführen zu lassen. Während Park verzweifelt versucht, den Haushalt zu versorgen, und das Kleinkind zu bemuttern zieht sich die Befallene, wie unzählige Andere in die virtuelle Spielewelt zurück.

Fast schon nebenher geht Park auch noch seinem Beruf nach. Als Undercover-Agent im Drogenmilieu soll er herausfinden welches Drogenkartell hinter der illegalen Verteilung des einzigen Wirkstoff steckt, der gegen das Virus zumindest zeitweilig hilft.

Eine erste Spur führt ihn zu einer der vielen Goldfabriken – abgelegenen Schuppen in denen die professionellen Spieler in der virtuellen Welt Charaktere entwickeln und veräussern.

Doch eines Tages stösst er, anstatt auf seine erwartungsfrohe Drogenkundschaft, auf einen Haufen Tote. Statt, wie ihm sein Vorgesetzter befielt die Sache auf sich beruhen zu lassen, und sich seinem eigentlichen Auftrag zu widmen ermittelt er auf eigene Faust weiter. Eine externe Festplatte, die er vom Tatort hat mitgehen lassen birgt Sprengstoff – so viel Brisanz, dass die skrupellose Kartellchefin ihren besten Mann mit der Wiederbeschaffung des Speichermediums beauftragt. Jasper, ein zwar in die Jahre gekommener, aber immer noch absolut tödlicher Killer macht sich auf die Suche – und stößt auf Park …


Charlie Huston ist bekannt dafür, dass er gerne heisse Eisen anfasst, provoziert und seine Leser auf unheimlich direkte Weise mit seinen Texten berührt. Dass er dabei ein brutal-realistisches Abbild unser kranken Gesellschaft zeichnet mag man ihm vorwerfen, ist doch der Überbringer schlechter Nachrichten immer auch der verhasste Schuldige, der die Ignoranten aus ihrem Dornröschenschlaf weckt.

Vorliegend geht er von einer tatsächlich existierenden Krankheit, der „Fatal Familial Insomnia“ aus, und überlegt sich, was passieren würde, wenn sich der Erreger, sei es auf natürlichem oder künstlichen Weg ausbreitet und breite Gesellschaftsschichten, unabhängig von Rasse oder Klasse befällt. Arm wie Reich, Schwarz, Gelb und Weiß – der Erreger macht keinen Unterschied. Nur zu schnell bricht die zivilisatorischen Tünche in sich zusammen, verrohen die Sitten, herrscht das brutale Gesetz des Stärkeren.

In dieser Welt der brutalen Gegensätze, der messerscharfen Kanten und der brennenden Lunte setzt Huston zwei Gestalten, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.

Park ist ein Mann, der sich nie mit etwas abfinden kann. Ihn treibt sein innerer Drang, den Dingen auf den Grund zu gehen, Antworten zu finden. Er mag, nein er kann sich mit dem Schicksal, das seine geliebte Frau befallen hat nicht abfinden, sucht fast schon manisch nach Erklärungen und Lösungen. In einer Welt, wie er sie tagtäglich erlebt will er sein Kind nicht aufwachsen sehen. Huston gelingt es, auch durch immer wieder eingeschobene Erinnerungen Parks uns diesen Charakter begreifbar, seine Motivation nachvollziehbar zu machen. Das ist eine Figur, die in ihrem sozialen wie familiären Umfeld glaubhaft agiert.

Ganz anders dagegen Jasper. Über ihn erfahren wir zunächst kaum etwas. Selbst seinen Namen enthüllt uns der Autor erst in der Mitte des Romans. Ihn können wir nur anhand seiner Taten versuchsweise einschätzen, uns behutsam von aussen seinem Charakter annähern. Was zum Vorschein kommt ist ein Mann, der längst alle Skrupel und Moral über Bord geworfen hat. Statt seiner persönlichen Historie erfahren wir mit und über Jasper jede Menge Informationen über dessen Bewaffnung, die Art und Weise, wie er seine Aufträge erledigt und seine homosexuelle Orientierung. Dies ist denn auch das für mich störendste Detail am Roman. Ausgerechnet der – nun, nennen wir ihn Antagonist, obwohl er dies eigentlich nicht wirklich ist – wird als homosexuell dargestellt. Das passt eigentlich nicht so ganz zu dem toleranten Freidenker Huston, dass er den Schwulen ausgerechnet dem bösen, gnadenlosen Killer zuordnet.

Dagegen erscheint die auf ihre animalischen Bedürfnisse reduzierte Zivilisation, wenn man denn von einer solchen überhaupt noch reden kann, in sich sehr glaubwürdig. Die vielen auftretenden Figuren, insbesondere natürlich die von der Krankheit befallenen, bieten uns einen umfassenden Einblick in eine Realität, die zwar wie ein Horror-Game-Szenario wirkt, die aber so detailreich, in sich stimmig und überzeugend aufgebaut ist, dass sie uns als wahrhaftig vorkommt. Die Flucht breiter Bevölkerungsschichten vor der taumelnden Zivilisation in virtuelle Fluchträume in denen man Aggressionen abbauen kann, einfache Lösungen zu seinem persönlichen Glück findet ist verführerisch und nachvollziehbar.

Die letztendliche Auflösung der Rätsel ist folgerichtig, das Tempo mörderisch, die Atmosphäre beklemmend – ein typischer Huston eben.

Charlie Houston: Die Plage.
Heyne, Februar 2011.
544 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Carsten Kuhr

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