Katharina Jacob war Heilerin aus Überzeugung und Leidenschaft. Aber nach den Ereignissen um die Engelsmorde - beschrieben im Roman „Seraphim“ -, hat der Nürnberger Rat ihr im Jahr 1491 die Ausübung ihrer Berufung verboten. Trotzdem hilft sie weiterhin einigen Wenigen, unter ihnen auch der Bettler Heinrich. Er ist das erste Opfer einer neuen Mordserie, bei der es dem Täter ganz offensichtlich immer um die Augen der Ermordeten geht.
Gemeinsam mit dem Anatomen Richard Sterne beginnt Katharina die Ermittlungen aufzunehmen und bekommt es dabei ebenso mit den Huren Nürnbergs wie mit den Nonnen des Dominikanerklosters zu tun. Auch wenn es noch so unmöglich erscheint: Es scheint eine Verbindung geben zu müssen.
„Cherubim“ ist ebenso historischer Roman wie Krimi und in beiden Genres gelungen. Die Autorin stellt uns eine Ermittlerin fast wider Willen vor, denn Katharina ist eigentlich mit ihrem eigenen Leben vollauf beschäftigt. Nach der Nachricht, ihr Ehemann habe auf einer Reise den Tod gefunden, zieht sie gezwungenermaßen zu ihrer Mutter ins Henkershaus, trotz der Pflegebedürftigkeit der Mutter und dem gespannten Mutter-Tochter-Verhältnis. Sie vermisst die Gespräche mit ihrem Mann und auch mit ihrem ermordeten Bruder und erst der so sinnlos grausame Tod Heinrichs bewahrt sie vor einer neuen Depressionsattacke. Sehr schön dargestellt ist, wie schwierig es für Betroffene und Umwelt war, mit der Krankheit Depression umzugehen und wie wenig Verständnis mancher Verwandter aufbringen kann, sobald es wirklich darauf ankommt. Die Autorin beschreibt die komplexen Beziehungen und Schwierigkeiten, die sich im Verhältnis Katharinas und Richards zum Rat und der Bürgerschaft ergeben. Vor allem mit einem Bürgermeister, der ein sehr eigenes Interesse daran hat, ausgerechnet die Juden als Mörder herauszubringen.
Der Krimi hat ein überraschendes Ende, obwohl die Fäden dem Leser zu jeder Zeit vorlagen. Mit dem Mörder rechnet man einfach nicht, trotzdem fügt sich am Ende alles logisch zusammen.
Fazit: Sowohl als Krimi als auch als historischer Roman unbedingt lesenswert.