Wilfrid ist Mönch im Sachsen des 9. Jahrhunderts. Im Sommer 881 beginnt er eine Chronik über eine Reise zu verfassen, von der er niemals gedacht hätte, dass er sie unternehmen würde.
Als zweitgeborener eines Hofes in Sachsen (heute Schlewsig-Holstein) geht er ins Kloster und lernt dort seinen Mentor Dietrich schätzen. Als dieser nach Osten zur Mission aufbricht, verbringt Wilfrid einige Monate zu Hause. Dort erreicht ihn die Nachricht, die kleine Gruppe der Missionare wäre in Gefangenschaft geraten. Mit einer Handvoll Gefährten bricht er auf in das unbekannte Land der Heiden und gerät in Situationen, die er sich so hätte niemals vorstellen können.
Der Roman ist echter Geheimtipp. Nicht nur, weil er mit dem Hochmittelalter eine Zeit beschreibt, die außerhalb der großen Kaiser und Päpste nur selten im Roman beschrieben wird, sondern auch weil er einfach gut ist. Wilfrid als Protagonist ist gut gewählt, weil die Mission nicht sein Hauptziel ist und er deshalb mit allen Vorurteilen und Nachsichtigkeiten des Wenigahndenden auf die Riten und Gebräuche der Heiden schauen kann. Dem Autor gelingt es, die komplexen Stammesverhältnisse dem Leser nahezubringen, ohne dabei zu langweilen - und die Lage am limes saxonia des 9. Jahrhunderts ist wirklich verwirrend.
Ungewöhnlich, aber trotzdem gelungen ist der Stil, die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven der Gefährten zu erzählen und den Namen des jeweils Erzählenden an den Anfang der Szene zu stellen. Denn die einzelnen Charaktere haben nicht alle die gleiche Sicht auf die Geschichte.
Fazit: Ein abwechslungsreicher Roman aus einer wenig beschriebenen Zeit, sehr lesenswert.
Sven R. Kantelhardt: Die Chronik des Mönchs.
Acabus Verlag, Februar 2011.
270 Seiten, Taschenbuch, 13,90 Euro.