Lili ist Kellnerin. Die Nächte verbringt sie häufig mit fremden Männern in fremden Zimmern, während ihre beiden Kinder Emma und Werner sich selbst überlassen sind. Emma und Werner sind die Leidtragenden des unsteten Lebenswandels ihrer Mutter, die ihnen keinen Lebenshalt geben kann. Nirgendwo hält Lili es lange aus. So reisen die beiden Kinder mit der Mutter quer durch die Schweiz, von Genf nach St. Moritz und wieder ins Mittelland zurück. Es ist nicht einfach, sich immer wieder auf einen neuen Ort, eine andere Wohnung, fremde Umgebungen, neue Schulen und neue Lehrer, neue Nachbarn einstellen zu müssen. In ihrem rastlosen Dasein bleibt kein Platz und keine Zeit für Freundschaften. Der jüngere Werner vertreibt sich seine Zeit oft in den Fluren der Hotels, wo er den Gästen nachspioniert. Er verschafft sich Zutritt in die Hotelzimmer, zählt verschiedenste Habseligkeiten der Bewohner und erstellt darüber eigene Statistiken. Er listet gewöhnliche Dinge wie Schuhe, Krawatten, Fingerringe, Rasierapparate und Ferngläser neben Ungewöhnlichem - wie einer Urne von den Hotelgästen auf.
Emma leidet auf ihre Art und macht ihren seelischen Schmerz zu einem körperlichen, indem sie sich mit der Rasierklinge die Arme aufritzt.
Als in St. Moritz ein neuer Gast auftaucht, dessen Name allen dreien sehr bekannt vorkommt, ergreift Lili von Neuem die Flucht. Ihr Dasein bleibt ein ständiges Davonlaufen, ein Hakenschlagen um der Realität zu entkommen.
Durch ein tragisches Unglück gerät ihr Leben vollends aus den Fugen.
Ein gelungenes Debüt, das nachhaltig wirkt.
Jens Steiner wurde 1975 geboren. Er studierte Germanistik, Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zürich und Genf. Hasenleben ist sein Debütroman, für den er 2009 einen Werkbeitrag vom Kanton Zürich erhielt.