Das mit 328 Seiten dickste Buch unseres Verlagsprogramms ist die Vampiranthologie "Ganz schön bissig ..." - die 33 besten Geschichten aus 540 Einsendungen.
An ihrem 16. Geburtstag wird Tori von ein paar Jungs bedroht und aus der brenzligen Situation von einem wunderschönen Pferd gerettet, das dabei allerdings eine Verletzung davonträgt. Gerade als sie sich bei dem Tier bedanken will, verwandelt es sich vor ihren Augen in einen scheuen jungen Mann, den sie bereits aus der Schule kennt. Cam ist der neue Schüler aus Kanada und von Geheimnissen umwoben. Mit Tori als Zeugin seiner Verwandlung muss er seine Besonderheit schließlich preisgeben: Seine Mutter war einst Teilnehmerin an einem wissenschaftlichen Experiment und brachte wenig später Zwillinge zur Welt. Die beiden Jungen hatten von Anfang an besondere Fähigkeiten und konnten jede beliebige Form, ganz egal ob Mensch oder Tier, annehmen. Doch Cams Bruder ist verschollen, wurde vermutlich entführt – und Tori muss feststellen, dass ihr eigener Vater daran nicht ganz unschuldig ist, denn er arbeitet für das Unternehmen, welches vor vielen Jahren die Experimente mit den Müttern durchführte.
Tracy Buchanan webt um den Gestaltwandler Cam eine pseudo-wissenschaftlich begründete Geschichte mit leichtem Fantasyhauch, die immer auch wieder an Science Fiction erinnert. Tori findet den Namen Sternenwandler für die Jugendlichen, die ihre Form verändern können, und stellt mit Cam die Firma auf den Kopf, für welche ihr Vater arbeitet. Da sie immer auch Berührungspunkte mit deren Machenschaften hatte, befindet sie sich mit dem Kennenlernen Cams in einer besonderen Situation. Sie kann für Insiderwissen sorgen, ist aber gleichzeitig eine überaus glaubwürdig gezeichnete Teenagerin. Sie liebt das Leben, tanzt gerne, hat auch schon mal das ein oder andere Bier getrunken und ist nicht auf den Mund gefallen. Die Liebegeschichte, in die sie plötzlich verwickelt wird, mag etwas leicht Märchenhaftes haben, die Figuren allerdings sind authentisch und gut gezeichnet.
»Sternenwandler« eignet sich sehr gut für Jugendliche, vor allem Mädchen, ab 14 Jahren, sowohl mit Interesse an fantasievollen Geschichten als auch naturwissenschaftlichen Aspekten, denn von diesen bringt Tracy Buchanan zahlreiche ein. Die Geburt der genmanipulierten Kinder stellt sie in den Zusammenhang mit umweltpolitischen Fragen und reflektiert auch die Machtdimensionen solcher genetisch hergestellten Menschen. Cam und seine Freunde können sich in alles und jeden verwandeln – was sie im Roman auch oft tun – und so andere Menschen an der Nase herumführen. Es fällt ihnen leicht, sich für eine andere Person auszugeben und sich somit Zutritt zu geheimen Räumen zu verschaffen. Dadurch wird die Suche nach Cams Bruder zu einer spannenden Odysee.
Am Ende deutet alles auf eine Fortsetzung hin, denn das Hauptziel ist nur in Teilaspekten erreicht, viele Fragen bleiben unbeantwortet. Insgesamt läuft besonders im letzten Drittel Vieles sehr harmonisch ab, so dass das Ende leicht aufgedrückt wirkt. Hier lässt sich die Autorin nicht mehr so viel Zeit für die Entwicklung ihrer Handlung wie in den übrigen Kapiteln. Das trübt den Gesamteindruck etwas!
Nette Lektüre für Mädchen mit Interesse an Fantasy und Wissenschaft, denn beides verbindet Tracy Buchanan in »Sternenwandler« gut.
