Alexandre Dumas: Der Graf von Monte Christo (1844-46)
Im Leben von Edmond Dantès, einem jungen Seemann aus Marseille, könnte es nicht besser laufen: Gerade sollte er vom ersten Offizier auf dem Schiff „Pharao“ des Reeders Morrell zum Kapitän befördert werden, und auch privat sieht es hervorragend aus. Die Hochzeit mit der schönen Katalanin namens Mercedes steht unmittelbar bevor. Das Glück ist nicht von anhaltender Dauer: Von vermeintlichen Freunden aus Eifersucht auf berufliche Stellung und künftige Ehefrau hinterrücks denunziert, wird Dantès zu Unrecht im Château d’If, einer Gefängnisinsel an der Küste von Marseille, eingekerkert.
Dass Dumas’ „Graf von Monte Christo“ ein Werk von gewichtiger Kraft ist, mag man schon alleine am Umfang bemessen: Rund 1000 Seiten umfasst das französische Werk, das heute zu Recht zur Weltliteratur zählt. Trotz einiger (weniger) Passagen, die durchaus ein wenig kürzer hätten ausfallen können – deren inhaltliche Bedeutung für den Verlauf der Handlung jedoch von tragender Bedeutung ist –, besticht das Werk durch ein stetig ansteigendes Erzähltempo und die atmosphärisch dichte Stimmung zur Zeit nach der Französischen Revolution. Die Zeit spielt hierbei eine nicht zu unterschätzende Rolle: Immerhin zieht sich die Haupthandlung über 20 Jahre (von 1814 bis 1838) hin. Zuweilen fällt es da schon etwas schwer, den verschiedenen Nebenhandlungen und Beziehungsgeflechten zu folgen, da die meisten Figuren in ziemlich komplexer Weise miteinander in den vielschichtigsten Verbindungen stehen – wer hier Probleme hat zu folgen, kann im Notfall aber in der Wikipedia eine Grafik abrufen, in der die Verhältnisse der unterschiedlichen Personen zueinander recht anschaulich dargestellt werden.
Trotz der etwas komplizierten – aber meist auch nötigen – Personenkonstellation vermag „Der Graf von Monte Christo“ zu begeistern. Gerade jene Szenen, in denen Dantès seine Zeit gezwungenermaßen im Château d’If verbringt und insbesondere jene, in denen er seine tatsächliche Identität gegenüber seinen früheren Feinden enthüllt, gehören zu den wohl besten und ergreifendsten Szenen des ganzen Romans.
Fazit: Ein starkes Stück Literatur, das man bedenkenlos weiterempfehlen kann. Ein bisschen Zeit sollte man allerdings mitbringen, denn bei den vielen Verflechtungen, die sich innerhalb des großen Zeitraums ergeben, kann man bei längeren Leseunterbrechungen schnell den Anschluss ans Geschehen verlieren.
Alexandre Dumas: Der Graf von Monte Christo (1844-46).
dtv, Januar 2011.
1504 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.