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Theodor Fontane: Effi Briest (1895)
Jetzt bestellen bei amazon.de! Literaturwissenschaftler finden diesen Gesellschaftsroman im Stile des Realismus einfach wunderbar - ein echter Klassiker eben.
Alle anderen Leser - „Normalsterbliche“ - fühlen ihre Sterblichkeitsgrenze meist bereits nach den ersten Seiten absolut erreicht und wenn nicht die Sterblichkeits- so doch zumindest die „Einschlaf- oder Werf-in-die-Ecke-Grenze“.

Dieses Buch ist einfach wenig unterhaltend, geradezu langweilig. Nein, nicht thematisch, denn es handelt von einer Ehebruchsgeschichte, die noch dazu auf einer wahren Begebenheit beruht, aber erzähltechnisch kann sie wirklich nur Leser begeistern, die den Realismus mögen.
Man liest hier nicht mit sich steigernder Spannung, quält sich stattdessen hindurch - durch langatmige Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen, die die Geschichte selbst gar nicht vorantreiben und die Handlung noch nicht einmal symbolisch unterstreichen, purer Realismus eben. Man fühlt sich nicht ein und auch nicht wirklich mit den Figuren, die dem heutigen Leser meist nicht nur starr, sondern auch ein bisschen dümmlich vorkommen. Dadurch bleiben die Figuren unsympathisch- fremd - schon deswegen, weil ihre Lebensumstände - die rigiden gesellschaftlichen Konventionen des 19. Jahrhunderts in Preußen – unnachvollziehbar fremd und obsolet sind, man will gar nicht wissen, wie es weiter geht, kann sich nur mit Mühe dazu zwingen, auf die nächste Seite zu blättern.

Hat man erst einmal die ersten laaangen Landschaftsbeschreibungen hinter sich gelassen, kommt ein bisschen Handlung auf. Der Leser erfährt, dass die 17-jährige, ein wenig naive und kindliche Effi den 21 Jahre älteren Geert Baron von Instetten ehelichen soll, was sie auf Wunsch und nach gutem Zureden der Mutter auch tut. Effi zieht mit ihm nach Kessin, fühlt sich dort aber nicht richtig wohl – das Haus, in dem sie lebt, bereitet ihr Angst, denn sie ist sich sicher, dass es darin spuke und außerdem ist ihr – auch nach der Geburt ihrer Tochter Annie - unsagbar langweilig, denn sie hat wenig erfrischende Kontakte und auch kulturell hat das kleine Kessin wenig zu bieten. Ihre „Rettung“ ist die Anreise des Majors Crampas, eines alten Freundes von Instetten. Crampas ist nicht wie der Ehemann, so streng, korrekt und beherrscht, sondern eher emotional und warm und entspricht Effi somit viel mehr als der Angetraute - doch der Angetraute ist nun mal der Angetraute und daran gibt es kein Rütteln in Preußen. Trotzdem – und obwohl sowohl Crampas als auch Effi wissen, dass es gesellschaftlich verwerflich ist – beginnen die beiden eine heimliche Liebschaft. Diese endet nach gar nicht langer Zeit damit, dass Instetten nach Berlin gerufen wird und Effi mit sich nimmt. So weit, so gut, die Liaison ist vorbei, alles wunderbar...Nach einigen Jahren jedoch findet der „Gehörnte“ den Briefwechsel seiner Frau mit dem ehemaligen Freund und fordert ihn – zwecks Ehrenrettung – zu einem Duell heraus, bei dem Crampas umkommt. Doch damit nicht genug, denn auch Effi muss dran glauben und er verstößt sie – wiederum zwecks Ehrenrettung - von seiner Seite. Gesellschaftlich in dieser Form geächtet, schlagen nun auch Effis Eltern noch in diese Kerbe und verstoßen sie ebenfalls. Annie, die Tochter, wird der verwerflichen Mutter natürlich auch genommen. Erst als Effi nach einem zufälligen Zusammentreffen mit ihrer Tochter ernsthaft krank wird und der Arzt den Eltern rät, Effi wieder aufzunehmen, da es sehr schlecht um sie stehe, tun sie es. Doch Effis Besserung ist nur von kurzer Dauer. Sie stirbt im Alter von 29 Jahren mit dem Gefühl, es habe sich nun doch wieder alles zum Guten gewendet.
Ende gut, alles gut? Ordnung wieder hergestellt, gesellschaftliche Konventionen begrĂĽĂźt, denn die Verwerfliche ist nun tot und hat ihre Strafe bekommen? Effi kehrt in den SchoĂź der Familie zurĂĽck, vergibt Instetten auch noch fĂĽr sein perfides Verhalten ihr gegenĂĽber und stirbt dann? Niemand begehrt auf, ĂĽbt Kritik, prangert an, nicht einmal der Autor selbst?

Ja und doch wieder nein. Ja, Fontane wirkt ein bisschen leidenschaftslos, er kritisiert nicht offen, aber, nein, Fontane prangert trotzdem an - realistisch eben. Er stellt dar, aber wertet nicht. Trotzdem, die Hoffnung ist nicht verloren: zumindest in Mutter Briest flammt eine Erkenntnis auf, (- die Vater Briest einzig mit diesem so bekannten Fontane-Satz quittiert: „Ach, Luise, lass...das ist ein [b] zu[/b] weites Feld.“ - ) denn sie fragt sich, ob sie nicht Mitschuld am Schicksal ihrer Tochter trage, hinterfragt ihr eigenes Verhalten, denn hatte sie das Kind nicht nahezu überredet, diesen viel älteren Mann zu heiraten und hatte sie selbst sie nicht, Mutterliebe verachtend und gesellschaftliche Normen über sie erhebend, verstoßen?

Fontane schreibt in leisen und durchaus langatmigen Tönen. Langweilige Themen zu wählen und nicht klar Stellung zu beziehen, kann man ihm jedoch dann auch nicht nachsagen.

Theodor Fontane: Effi Briest (1895).
Suhrkamp, Frankfurt a.M., August 2004.
414 Seiten, Taschenbuch.

Tanja Muhs

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