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'paar Schoten - Geschichten aus'm Pott

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Gertrud Lehnert: Herzanker

Herzanker ist ein ganz besonderes Buch, in dem uns die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Gertrud Lehnert in den Biografien von dreizehn Dichterinnen aus sechs Jahrhunderten deren Leben, Wirken und ihre Liebe/n nÃ¤her bringt.
Alle diese Frauen liebten so leidenschaftlich wie sie ihre literarischen Ziele verfolgten. Jede von ihnen hatte auf ihre Art den Mut, die MÃ¤nner, die sie liebten, zum zentralen Thema ihrer Dichtung zu machen, und jede von ihnen kÃ¤mpfte auf ihre Weise gegen die gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit.
Wie gelang es diesen Frauen in einer MÃ¤nnerdomÃ¤ne erfolgreich zu sein und von den Kollegen anerkannt zu werden? Wer half ihnen, wer bekÃ¤mpfte sie und warum? Woraus schÃ¶pften sie Kraft? â€¦..
Bewegt, eigenwillig, heimlich, riskant, und stets bewunderungswÃ¼rdig gestaltete sich das Leben dieser Frauen.
So erfahren wir Ã¼ber Vittoria Colonna (1492-1547), einer hochgebildeten engen Freundin von Michelangelo, dass sie ihre ergreifendsten Liebesgedichte aus Trauer um ihren gefallenen Gatten schrieb.
Gaspara Stampa (1523-1554) beklagte den Schmerz des Verlassenwerdens und schrieb ihre Liebesgedichte gleich auf verschiedene Liebhaber.
Louise LabÃ© (1520/24-1566) verkehrte in ihrem Salon mit den literarischen GrÃ¶ÃŸen ihrer Zeit.
Sor Juana InÃ©s de la Cruz (1648/51-1695), eine mexikanische Nonne, schrieb ihre leidenschaftlichsten Liebesgedichte eingesperrt im Kloster.
Anna Louisa Karsch (1722-1791) schrieb zu Beginn ihrer lyrischen Karriere Gelegenheitsgedichte zu Familienfeiern. Sie zog nach ihrer zweiten Scheidung nach Berlin, wo sie bald einen literarischen Salon fÃ¼hrte.
Annette von Droste-HÃ¼lshoff (1797-1848)wohnte zeitlebens mit ihrer Mutter zusammen. Elizabeth Barrett Browning (1806-1861) schrieb im Alter von vierzig Jahren ihre schÃ¶nsten Liebesgedichte.
Emily Dickinson (1830-1886) lebte vÃ¶llig zurÃ¼ckgezogen in Massachusetts. Sie schrieb fast 1800 Gedichte, von denen zu ihren Lebzeiten nur wenige verÃ¶ffentlicht wurden.
RenÃ©e Vivien (1877-1909) war die erste Lyrikerin, die erstmals offen die Liebe zu Frauen thematiesierte.
Else Lasker-SchÃ¼ler (1869-1945) war bettelarm und phantasierte sich ihre Liebhaber und sich selbst zu exotischen MÃ¤rchenprinzen.
Ingeborg Bachmann (1926-1973) war eine groÃŸe melancholische Liebende.
Sylvia Plath (1932-1963) war mit einem Dichterkollegen verheiratet und beging Selbstmord.
Margaret Atwood (*1939) hat als allererstes einen Lyrikband publiziert, ist aber als Romanautorin weltberÃ¼hmt.

Herzanker ist ein Buch Ã¼ber einen Aspekt der Geschichte von Frauen seit der Renaissance. Es ist ein Buch Ã¼ber die Liebe, die Melancholie und die Literatur. Die Autorin betont selbst u. a., dass sie aufzeigen mÃ¶chte, wie GefÃ¼hle und die Weise, wie mit ihnen umgegangen wird, sich im Laufe der Jahrhunderte Ã¤ndern. Nicht nur wie wir lieben oder traurig sind, sondern auch wie wir darÃ¼ber reden und vor allem wie wir darÃ¼ber phantasieren.

Gertrud Lehnert: Herzanker.
Aufbau Verlag, April 2011.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 15,00 Euro.

Annegret Glock

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