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Sophokles: Antigone (442 v.Chr.)
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Freitag mittag, 1255 Uhr, Beginn der Deutschstunde in einem 12. Jahrgang. Die Lehrerin betritt die Klasse federnden Schrittes, ein kleines Büchlein, mit dem sie lustig hin- und her wedelt in der Hand. Sie umschifft gekonnt die am Boden liegende Kreide und stößt dabei gegen Justin, der, die Jacke über dem Arm und den Rucksack geschultert, eilig hinauslaufen möchte.
„Wo hin, so schnell, Justin?“
Der Angesprochene, der in Gedanken schon im Wochenende und bei seiner neuen Freundin ist, die draußen auf dem Pausenhof auf ihn wartet, antwortet ein bisschen zu langsam: „Äh, ähm... Hab Fahrstunde?!?“
„Nee, nee, junger Mann! Sie haben jetzt Deutsch und wir machen heute etwas ganz Feines- einen echten Klassiker: Sophokles’ Antigone!“ Mit diesen Worten lässt sie das kleine Heftchen auf das Pult klatschten.
Kollektives Raunen und Stöhnen, die, die sich trauen, strecken die Zunge in einem angedeuteten Würgekrampf heraus, Justin verflucht seine Langsamkeit und trollt sich auf seinen Platz.
„Nun denn, dann lassen Sie mal hören! Sie sollten den Text ja für heute gelesen haben!“
Totenstille, nur Justins Stuhl ratscht noch ein bisschen über den Boden und irgendwo in der ersten Reihe hüstelt jemand.
„Na, niemand? – Mhm, ja, wen nehmen wir denn mal? Justin vielleicht?!“
Irgendjemand flüstert: „DER hat das doch bestimmt nicht gelesen!“ und jemand anderes flüstert zurück: „Wenn ich so eine Perle hätte wie der, wüsste ich auch was Besseres als so einen alten Schinken zu lesen!“
„Justin, fangen Sie mal bitte an? Geben Sie den Inhalt wieder!“
Standardantwort: „Ich habe den Text nicht verstanden!“
„Geben Sie doch einfach mal wieder, was Sie so verstanden haben? Wie heißt zum Beispiel die Hauptfigur und was wird ihr vorgeworfen?“
„Mhm, ja...das ist die Antigone...und die will ihren Bruder, den Polly, Polly... beerdigen!“
Die Lehrerin schüttelt angewidert den Kopf, denn er hat den Namen auf der dritten, statt auf der zweiten Silbe betont und ihm zusätzlich noch einen deutlichen englischen Touch verliehen und Polly war dann auch eher die aus dem Tom Sawyer.
„Vielleicht ...doch lieber wer anderes? Ja, bitte, Michael!“
Und Michael legt los:
„Antigone, die Tochter von König Ödipus, will ihren Bruder Polyneikes beerdigen, der beim Kampf gegen seinen Bruder Eteokles umgekommen ist. Kreon, Antigones Onkel, der die Herrschaft von Theben übernommen hat, hat dies verbieten lassen, denn in seinen Augen ist Polyneikes ein Verräter, der sich gegen seine Heimatstadt gerichtet hat und dem deswegen keine ordentliche Beerdigung zusteht. Antigone sind aber die Familie – ohne die Beerdigung kann Polyneikes nämlich nicht ins Totenreich übergehen- und die göttlichen Gesetze wichtiger als die Gesetze, die ihr Onkel gemacht hat. Also bittet sie ihre Schwester Ismene dabei um Hilfe, die Bestattung dennoch durchzuführen. Diese traut sich aber nicht, weil sie Angst vor den Konsequenzen hat. Also macht Antigone es allein und wird gefangen genommen. Haimon, der Sohn Kreons und Antigones Verlobter, stellt seinen Vater zur Rede und verlangt Antigones Begnadigung, denn er denkt, dass sie ihm Recht, sein Vater aber im Unrecht ist und seine eigenen Gesetze über die der Götter stellt, woraufhin Kreon entscheidet, noch Eines drauf zu legen und Antigone lebendig zu begraben. Antigone nimmt ihr Schicksal an, denn sie ist sich sicher das Richtige getan zu haben. Dann tritt ein Seher auf und prophezeit Kreon Haimons Tod. Daraufhin nimmt er Rücksprache mit dem Chor- der ist übrigens in griechischen Tragödien sozusagen die Stimme des Zusehers bzw. vertritt die Meinung, die auch der Zuschauer vertreten soll- und will Antigone befreien, um seinen Sohn zu retten, doch Antigone hat sich bereits umgebracht, damit sie nicht qualvoll verhungern muss und auch Haimon ist ihr inzwischen aus Liebe in den Tod gefolgt. Als Kreons Frau das erfährt, bringt sie sich ebenfalls um und Kreon erkennt, welchen großen Fehler er gemacht hat.“

Dann geht der Schulgong- endlich Wochenende!


Zusammenfassung der Ergebnisse:
Welch eine Tragödie!
Das Schaudern/der Schrecken (phobos) und das Jammern/die Rührung (eleos) manifestierte sich leider nur im Fräulein Lehrerin in Gestalt der erschreckenden Ausführungen Justins und rührenden, weil bewegend richtigen Ausführungen Michaels – die Katharsis, die erhebende Reinigung von Erregungszuständen, empfanden schließlich doch alle Beteiligten, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen – wie gesagt: Endlich Wochenende!

Und schließlich Fazit:
Antigone - vielleicht ein ganz netter Text, der Werte transportiert und spannend gemacht ist (Mord und Totschlag sind immer gut!).
Vielleicht mal wieder lesen, denn er kann durchaus Spaß machen- wenn nicht gerade Freitag mittag ist und Justin vor einem in der Schulbank mit den Füßen scharrt, weil er seine Katharsis anderswo erwartet!

Sophokles: Antigone (442 v.Chr.).
Reclam, Ditzingen, Juni 2005.
64 Seiten, Taschenbuch.

Tanja Muhs

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