Neun Erzählungen aus Griechenland, vorwiegend Athen, die alle kriminelle Handlungen zum Thema haben, aber nicht immer Kriminalgeschichten im klassischen Sinne sind. Der Blick richtet sich auf dunkle Seiten der griechischen Gesellschaft, auf Rassismus, mafiose Strukturen und Ausbeutung. Markaris’ Anti-Helden sind vor allem jene Immigranten und Illegalen vom Balkan, die sich in Athen als Küchenhelfer, Bauarbeiter und Prostituierte durchwursteln, stets mit der Geringschätzung der Einheimischen konfrontiert. Der Autor schreibt konsequent aus der Perspektive der Betroffenen, und er spart nicht mit Seitenhieben auf seine Landsleute, gleitet aber nie in trockene Sozialkritik oder gar Kitsch ab. Überraschende Wendungen, bisweilen auch schwarzer Humor, durchziehen seine Storys - wie in „Tatjanas Emanzipation“, wo sich die misshandelte Tochter eines Wirtes auf ihre Art rächt ...
Petros Markaris beweist auch seine sprachliche und literarische Souveränität. Der 68-jährige Grieche armenischer Abstammung schrieb Drehbücher und Krimimalromane und übersetzte Goethe und Brecht. Auch hier spielt er mit unterschiedlichen Sprach- und Erzählstilen. Mal konventionell als Kommissar-Charitos-Story, mal modern-minimalistisch, mal lakonisch als Dialog oder detailreich als modernes Märchen. Einmal erfindet er sogar eine Romanfigur, die weiß, dass sie nur eine solche ist und vergeblich versucht, gegen die Absichten ihrer Autorin eigenständig zu handeln.
Ein Bild von Griechenland, wie es nicht im Reiseführer steht.
Petros Markaris: Balkan Blues.
Diogenes, Zürich, Juli 2007.
224 Seiten, Taschenbuch.