Nach dem Abitur und dem Tod ihres Vaters will Angelia mehr denn je ihren Traum von der Sängerkarriere verwirklichen. Gegen den Willen ihrer Mutter, die für die Tochter lieber eine solide Ausbildung sehe, geht sie nach London, um den Durchbruch zu schaffen. Sie kommt im unter im Haus der Brüder Josh und Jeremy, die so ungleich wie Tag und Nacht sind. Josh ist eher verschlossen und verbirgt ein Geheimnis, Jeremy gibt den Aufreißer und Frauenschwarm und schon bald liegt ihm auch Angelias Herz zu Füßen. Josh nimmt den beiden jedoch ein Versprechen ab: Sie sollen sich nicht in einander verlieben, damit Frieden zwischen den drei Freunden herrscht. Das erweist sich für Angelia schwerer als gedacht und auch mit der Sängerkarriere will es nicht auf Anhieb funktionieren …
Tanya Stewner hat mit »Das Lied der Träumerin« ein kleines Juwel der aktuellen Jugendliteratur geschaffen. Sie kommt ganz ohne Fantasy oder Blutsauger aus und besinnt sich auf das Wesentliche, was die Menschen seit ewigen Zeiten antreibt: ihre Träume. Josh tanzt, Angelia singt und Jeremy … ja, Jeremy. Jeremy sucht nach seinem eigenen Traum und Angelia möchte ihm auf diesem Weg behilflich sein. Er interessiert sich für Literatur und Deutschland und so finden die beiden einen gemeinsamen Nenner. Doch schon bald spürt Angelia in dem jungen Mann etwas anderes, so Fremdes. Er sehnt sich nach dem Tod und kann dem Leben nur wenig abgewinnen. Sie setzt alles daran, Jeremy vom Gegenteil zu überzeugen und ihm die kleinen Freuden des Lebens schmackhaft zu machen.
Selten bewegt ein Jugendroman so sehr wie dieser! Am Ende möchte man die liebgewonnen Figuren gar nicht loslassen, obwohl doch die ersten 100 Seiten wirklich nicht viel versprachen. Denn am Anfang beruft sich Tanya Stewner auf fast schon klischeehafte Zusammenhänge. Ein junges Mädchen kommt in ein fremdes Land, trifft sofort nette Leute, bekommt Freunde, wird entdeckt und feiert Erfolge. Mensch, ist das langweilig! Doch wer dran bleibt, wird reichhaltig belohnt! Mit der Offenbarung von Joshs und Jeremys Geheimnissen gewinnt die Handlung an Tempo und entwickelt ein beängstigendes Eigenleben. Man kann den Figuren ganz nah sein und mit ihnen fiebern und träumen.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten einer der besten Jugendromane des bisherigen Jahres!
Tanya Stewner: Das Lied der Träumerin.
Fischer FJB, März 2011.
388 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,95 Euro.