Sam Sykes: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des DĂ€mons
Wir sind sie mittlerweile gewohnt die Heldenepen ĂŒber die wackeren Recken im Dienst des Guten. Auch Söldner, Diebe und Assassinen standen und stehen immer wieder im Zentrum von entsprechenden Fantasy-Romanen.
Nur ĂŒber eine Sorte der wagemutigen Protagonisten mag so recht niemand schreiben. Zu schlecht beleumundet sind diese, keine ehrbaren Motive, schon gar keinen Respekt vor dem eigenen Stand haben sie â die Abenteurer. Wenn es brenzlig wird, wenn salopp ausgedrĂŒckt die Kacke am Dampfen ist, dann ergreifen sie das Hasenpanier, sieht man allenfalls noch ihre Rockschöpfe.
Sam Sykes hat sich der als feige verschrieenen, verachteten Hassadeure angenommen. An Bord eines Segelschiffes, das von Piraten angegriffen wird, begegnen sie uns das erste Mal.
AngefĂŒhrt von Lenk, einem klein gewachsenen, eher unauffĂ€lligem drahtigen SchwertkĂ€mpfer lernen wir eine illustre Anzahl von gar merkwĂŒrdigen Gestalten, Helden vermag man in diesen beim besten Willen nicht zu erblichen, kennen.
Da ist zunĂ€chst die Heilerin Asper, eine frĂŒhere Priesterin die mit Schandmahlen versehen mit sich selbst nicht eben im Reinen zu sein scheint. Oder Katariam, eine der spitzohrigen Shict, eine begnadete BogenschĂŒtzin und FĂ€hrtenleserin. Dazu gesellt sich mit Gariath dem Drachenmann, ein Reptilwesen, das stĂ€ndig schlecht gelaunt Rache fĂŒr die fast vollstĂ€ndige Vernichtung seiner Rasse durch die Rundohren nehmen will. Denaos ein unauffĂ€lliger AttentĂ€ter auf der Flucht vor Geldeintreibern ist der Mann ohne Gewissen, und auch ein Magnus, Draedaeleon genannt, ein jugendlich-ĂŒbermĂŒtiger Mann darf nicht fehlen.
Als das Schiff von Piraten und Froschwesen ĂŒberfallen wird, wollen sie zunĂ€chst die Flucht ergreifen. Doch das Schicksal hat ihnen eine andere Aufgabe zugedacht. Als ein seit Ăonen in die tiefsten Meeresbecken vertriebenes Wesen, ein scheinbar nicht zu besiegender Abysmyth das Schiff betritt und dem Lord EmissĂ€r eine Fibel entwendet, ahnen sie noch nicht, dass das Schicksal der Welt auf ihren unwilligen, schmalen Schultern lastet. In der gestohlenen Kladde sind BannsprĂŒche aufgezeichnet, mit deren Hilfe man das Tor, durch das die Götter vor Urzeiten die DĂ€monen gestoĂen, und diese damit aus der Welt verdrĂ€ngt hatten, geöffnet werden kann. Nur wenn es gelingt, die Fibel vor Ăffnung des Tores zurĂŒckzuholen, kann die Wiederkehr der unsterblichen DĂ€monen verhindert werden. Doch schon deren AnhĂ€nger stellen die Abenteurer vor eine scheinbar unlösbare Aufgabe â sie wollen, egal mit wie vielen Schwertern und Pfeilen man sie bestĂŒckt einfach nicht sterben ....
LĂ€sst man die Tatsache auĂer Betracht, dass es sich bei Sam Sykes um den Sohn einer gewissen Diana Gabaldon handelt, und konzentriert sich ausschlieĂlich auf den Text, so erwartet den Leser zunĂ€chst vom Plot her ein gewohntes MenĂŒ.
Eine Gruppe Helden zieht aus, das Böse in Gestalt von DÀmonen daran zu hindern, wieder auf ihre Welt zu gelangen und eine neue Schreckensherrschaft zu errichten.
Ăberraschend dann zunĂ€chst, wie der Autor seine Figuren einfĂŒhrt. Nicht etwa, dass sich unsere Gruppe findet und sammelt, sondern wir begegnen den Protagonisten des umfangreichen Romans an Bord eines Schiffes mitten im Kampf.
Wie sie zueinander fanden, wie es zu ihrem Aufenthalt auf dem Segler kam bleibt zunĂ€chst im Dunkel, die Handlung der das Schiff enternden Piraten und die Bedrohung durch Frischmenschen und einen ersten DĂ€monenabkömmling nehmen die BĂŒhne komplett ein.
Das verwirrt zunĂ€chst ein bisschen, kann der Leser doch die Figuren nicht eindeutig zuordnen, zumal Sykes die Helden seines Romans nicht eben sympathisch beschreibt. Gleichzeitig aber sorgt die non-stop Action dafĂŒr, dass der Leser sofort in die Handlung gezogen wird, und ĂŒber klischeehafte Figuren braucht man sich hier keine Gedanken zu machen. Zwar wirken die GefĂ€hrten, Freunde sind sie nicht, eher Konkurrenten auf dem Weg zur Hölle, nicht unbedingt sympathisch, ist ihre Motivation ganz dem schnöden Mammon verpflichtet und sucht man Aufopferung, Gewissen und Plichtbewusstsein bei ihnen vergebens. DafĂŒr aber lassen sie sich einmal mit eintausend Dublonen Gold geködert nicht lumpen, und nehmen den eigentlich aussichtslosen Kampf auf.
Kampf, dieses Wort könnte man als groĂe Ăberschrift ĂŒber dne Roman setzen. GenremĂ€ssig kann man die Handlung der Sword & Sorcery zuordnen. Und es wird ausgiebig gekĂ€mpft und gezaubert. Die Handlung lĂ€uft entsprechend spannend und rasant ab, der Unterhaltungsfaktor ist hoch. Auffallend dabei, dass zwar keine der Hauptpersonen stirbt, dass unsere KĂ€mpfer jedoch jede Menge Blut verlieren, Schmerzen erleiden und so manches Mal als Unterlegene vom Kampfschauplatz kriechen. Das wirkt in sich ĂŒberzeugend, dabei packend und interessant zumal sich langsam ein gröĂeres Bild abzuzeichnen beginnt. Ein erstes Abenteuer ist ĂŒberstanden, doch der Kampf wird weitergehen.
Sam Sykes: Die Tore zur Unterwelt 1 - Das Buch des DĂ€mons.
Penhaligon, April 2011.
736 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.