In Teil I der Magyria-Saga schien der gefallene Lichtprinz Mattim in seiner neuen Gestalt als Vampir seine Heimat Magyria gerettet zu haben, indem er die Pforte zwischen Budapest und Magyria geschlossen hat.
Teil II der Saga kommt erfreulich schnell zur Sache: Im Laufe der Handlung, die von Kununs Plan getragen wird, Akink einzunehmen, wird die Frage gestellt, ob Mattim, der ehemalige Lichtprinz, dem Guten oder dem Bösen dient. Es öffnen sich neue Pforten und Mattims Heimat Magyria ist weiterhin bedroht. Eine alte Prophezeiung, die in Teil I etwas verloren im Raum steht, wird nun wichtig, insbesondere die Ankündigung, dass Mattim den Vampiren den Sieg bringen wird.
Mattim und sein Vampir-Bruder Kunun sind nach wie vor von Menschenblut abhängig, um im Licht leben zu können, wobei immer noch die Unterscheidung wichtig ist, dass Mattim seine „Blutspenderin“ liebt und sie ihr Blut freiwillig gibt, Reka aber zum Aderlass gezwungen wird.
Echte Empathie mit den vielen Haupt- und Nebenfiguren kann auch diesmal nicht wirklich aufkommen. Die Schilderung, wie die Wächterin Mirita König Farank in Akink bewusstlos schlägt um ihn zu retten, balanciert beispielsweise so zwischen Humor und Ernsthaftigkeit, dass sie ihre dramatische Wirkung völlig verfehlt.
Außerdem drängt sich in Teil II deutlich die Frage auf, warum Mattim wieder und wieder seinem Bruder Kunun gehorcht, er scheint immer noch und immer wieder erstaunt über das Böse und die Dunkelheit.
Nach der Hälfte des Romans stellt sich schließlich Spannung ein: Reka erkennt, dass Kunun ein Vampir ist, eine echte Verbindung zwischen Budapest und der Welt Magyria entsteht, als Hanna und Reka zwischen beiden Welten hin und her wechseln. Als der Wolf Wilder mit Hanna über den Fluss setzt, um Akink zu erreichen, wird auch endlich etwas über das Alltagsleben in dieser Welt erzählt. Auch in Budapest kommt Tempo ins Spiel: Attila und seine Schwester Reka werden entführt, das Treiben der Schatten, Wölfe und Vampire greift in den Alltag Budapests ein, Menschen werden von Wölfen verfolgt, gebissen und verschwinden spurlos. Ein Polizist wird in die Vorgänge eingeweiht.
Das Gut-Böse-Schema der Saga wird endgültig aufgebrochen, als Mirita einen Handel mit Hanna eingeht, sie dann jedoch verrät. Mattim, der sich hintergangen fühlt, beißt in Akink einen der Wächter und greift aktiv in den Kampf ein.
Der Abschluss des Abenteuers ist etwas konfus, um nicht zu sagen absurd: Mattim will Akink angreifen um zu verdeutlichen, in welcher Gefahr die Akinker schweben. Dann plant er, ihnen einen Tag Zeit zu geben, um zu fliehen.
Opfertum war bereits das Thema des ersten Teils. Nun wird die Frage gestellt, wie viele Opfer das Licht bringen darf, bevor es sein Wesen verrät und zum Dunkel wird.
Die aufopfernde Hanna tut alles, um nacheinander Attila, dann Reka zu retten. Ihr ist bewusst, dass sie eine ganze Stadt und das Licht opfert, um jeweils eins der ihr anvertrauten Kinder zu retten. Motiviert ist dies durch die immer wieder erwähnte Liebe Hannas zu Attila und Reka, entwickeln konnte sich dieses Motiv in Teil I und II aber kaum.
Zum Schluss wird es ausgesprochen: Hanna - und nicht ihre Konkurrentin Mirita - ist Mattims Lichtprinzessin. Der Kampf für das Licht bleibt jedoch erfolglos: Die Dunkelheit siegt über Magyria, Reka wird zum Schatten, Mattim zum Wolf, Hanna bleibt allein in Budapest zurück.
Keine Panik: Hanna rettet zum Schluss doch noch ihren Mattim.
Ein kurzer Ausblick verrät, wie es in Teil III weiter gehen wird: Das Licht soll zurück nach Magyria gebracht werden.
Insgesamt: Wer der Vampirromantik verfallen ist und nicht genug kriegen kann, sollte „Magyria“ lesen.
Lena Klassen: Magyria 02: Die Seele des Schattens.
Penhaligon, Mai 2011.
576 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,99 Euro.