Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Ich gebe es ja zu, zuerst war ich skeptisch. Historische Romane in und aus Spanien haben mich bisher meistens enttäuscht. Dieser hier bildet eine erfreuliche Ausnahme. Erzählt wird die Geschichte einer Druckerfamilie aus Sevilla über mehrere Generationen. Dabei immer im Hintergrund präsent ist die Geschichte um ein Schachspiel zwischen maurischen und christlichen Herrschern um den größten Turm von Sevilla - die Giralda. Auch dieses Turnier zieht sich über mehrere Generationen hin.
Der Beginn der Geschichte liegt im Jahr 1248, als der maurische Herrscher Axataf mit dem christlichen König Ferdinand von Kastilien um den Turm spielt. Regeln werden schriftlich niedergelegt, Söhne führen das Turnier fort, aber es tauchen Briefe mit gefälschten Turnierausgängen auf. 500 Jahre später sind alle Schriftstücke verschollen, aber es gibt noch tradierte Informationen und es gibt noch Menschen, die das Turnier um jeden Preis entscheiden möchten. In diese Intrigen gerät die junge Witwe Julia de Haro, denn sie heiratet ausgerechnet den „Auserwählten“ (Spieler) der Christen. Jedoch kann das Turnier in seinem Leben nicht durchgeführt werden, da immer noch die schriftlich niedergelegten, originalen Regeln gesucht werden und auch seinem Sohn ist das Antreten nicht vergönnt. Erst seine Enkelin führt schließlich zum Ende, was ihrer Familie so viel Leid gebracht hat.
Der Roman hat mich von der ersten Seite an gefesselt, obwohl ich nicht einmal beschreiben könnte, warum. Spannend erzählt die Autorin die Familiengeschichte, ohne dabei die große Geschichte außer Acht zu lassen. Einziges Manko ist für mich, dass die Figuren mehr mittelalterlich als ihrer Zeit gemäß agieren, aber das tut dem Lesegenuss wenig Abbruch.
Fazit: Ein Geheimtipp.
Nerea Riesco: Der Turm der Könige.
Scherz, Oktober 2011.
544 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.