Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Dies ist nicht nur die spannende Geschichte eines Hundes, der von einem idyllischen Bauernhof verschleppt wird, um während des Goldgräberbooms in Alaska als Schlittenhund zu schuften. Erst kämpft er um sein Leben, später um die Stelle als Leithund, für seinen geliebten Herrn, am Ende aus Freude an seiner Kraft. Es ist die klassische Heldenreise eines Wesens, der sich in einer fremden Welt bewähren muss, indem er seine Stärken entwickelt und schließlich zu seinen Wurzeln findet. Eine Geschichte, die lange nachhallt.
Jack London ist bekannt dafür, die raue Seite der Natur zu zeigen. Aber er idealisiert sie nicht, schildert die Handlung mit einer Distanz, die den Lesern sein eigenes Urteil erlaubt. Selbst ergreifende Schicksale wirken dadurch nie kitschig. Große Teile der Geschichte berichtet der Autor in einem gerafften Stil, es wirkt fast, als hätte er sich beeilt, sie zu erzählen. Oft wünscht man sich, er hätte sich nicht auf einhundert Seiten beschränkt. Auch nach über einhundert Jahren noch lesenswert.
Jack London: Der Ruf der Wildnis (1903).
dtv, Februar 2000.
112 Seiten, Taschenbuch, 7,90 Euro.