Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Eigentlich wollte Emmi Rother nur per E-Mail eine Zeitschrift namens „Like“ abbestellen. Durch einen Tippfehler landet die Nachricht im Online-Briefkasten von Leo Leike, der zunächst aus Höflichkeit antwortet. Doch schnell ist das gegenseitige Interesse geweckt, und die beiden tauschen unentwegt Mails aus. Emmis schlagfertige Art imponiert Leo, und sie findet in ihm einen Ansprechpartner, bei dem sie sich in allen Dingen ihres Alltags offenbaren kann. Bald schon kann keiner mehr ohne die täglichen Nachrichten des anderen sein. Ein Treffen im realen Leben wird zunächst verworfen, denn Emmi ist glücklich verheiratet. Was am Anfang locker und leichtfüßig beginnt, endet vorhersehbar schwermütig und ausweglos...
Der Wiener Autor Daniel Glattauer, Jahrgang 1960, versucht sich hier mit einem modernen Briefroman: Die Kommunikation zwischen den beiden Protagonisten findet ausschließlich im E-Mail-Austausch statt. Das ist zunächst amüsant zu lesen, die Dialoge sind witzig, doch alsbald ahnt man die Fallen und Abgründe virtueller Beziehungen. Menschen „verlieben“ sich in Wunschbilder, die der Realität nie standhalten werden, steigern sich in Phantasien jenseits ihrer realen Alltagswelt hinein, kreieren einen Raum scheinbarer Nähe und Vertrautheit, entfernen sich immer mehr von der Realität.
„Gut gegen Nordwind“ ist gute Unterhaltung mit ernstem Hintergrund, die vor allem durch den Sprachwitz des Autors lebt. Das lässt den Leser über die manchmal zähe Handlung hinwegsehen.
Daniel Glattauer: Gut gegen Nordwind.
Zsolnay-Verlag, Wien, August 2006.
222 Seiten, Hardcover.