Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Der Titel von Hera Linds neuem Tatsachenroman „Wenn nur dein Lächeln bleibt“ klingt nach Nachruf. Das Cover verheißt eine Glücklich-Familie-Geschichte mit einem gesunden Kind. Die Geschichte, die die 54-jährige Bestseller-Autorin nach einem Tatsachenbericht aufgeschrieben hat, liest sich unglaublich.
Sie spielt Ende der 1970er Jahre in der ehemaligen DDR. Betriebswirtin Angela Hädicke bringt bei Halle unter unglaublichen Schmerzen ein Kind zur Welt. Weil sie zwei Tage in den Wehen liegt, kommt Anja wegen Sauerstoffmangel schwerstbehindert zur Welt, ist spastisch gelähmt.
Detailliert beschreibt Hera Lind die Horror-Geburt; der Befehlston der Schwestern und Ärzte in der Klinik ist kaum vorstellbar für Menschen, die im Westen Kinder entbunden haben. Er erscheint ebenso wie die Willkür in Amtsstuben, der die junge Mutter und ihr Mann Bernd später ausgeliefert sind, kaum möglich zu sein.
Hera Lind erzählt die tragische Geschichte von der Mutter, die nie aufgibt und wie eine Löwin kämpft für ihr Kind Anja, das am Ende des Romans 33 Jahre alt ist, mit viel Herz und auch mit dem typischen Humor, den man aus einigen Formulierungen von ihr kennt. Grundlage für den Roman war ein Manuskript der Mutter, die das Glücklich-Sein nicht verlernt hat, um einen Rollstuhl für Anja kämpft, um einen Betreuungsplatz, um Akzeptanz und vieles mehr.
Die Familie Hädicke hat den Humor nicht verloren – aller Tragik zum Trotz. Sie liebt ihre Tochter und auch deren jüngere Schwester Sabine, ein gesundes Kind, das Angela und Bernd Hädicke am Ende des Romans noch einen gesunden Enkel schenkt.
Mut macht das Buch, das eine Reihe von Schicksalsromanen von Hera Lind fortsetzt. Es zeigt, wie bereichernd das Leben mit einem behinderten Kind sein kann. Und auch, wie anstrengend es ist und vor allem in der DDR war. Menschen, die noch nicht unmittelbar mit einem so schweren Schicksal in Berührung gekommen sind, öffnet es die Augen und macht sie sensibel für das Miteinander zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten.
Und der Roman ist auch ein Stück Zeitgeschichte aus der ehemaligen DDR, die in dieser Härte besonders erschütternd ist.
Hera Lind: Wenn nur dein Lächeln bleibt.
Diana, November 2011.
320 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.