Unsere Literaturzeitschrift Schreib-Lust Print bietet die neun besten Geschichten eines jeden Quartals aus unserem Mitmachprojekt. Dazu Kolumnen, Infos, Reportagen und ...
Thommie Bayer: Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin
Der neue Roman von Thommie Bayer kommt leise daher. Weniger die Handlung, dafür um so mehr die Persönlichkeit, das Seelenleben des Protagonisten tragen den Inhalt, denn es ist ein Selbstfindungsprozess, bei dem wir den Ich-Erzähler begleiten.
Ein Schriftsteller nimmt eine Auszeit. Er mietet sich für kurze Zeit in einen Bungalow nahe eines idyllischen Dorfes inmitten der Natur ein. Er hat Probleme mit unberechtigten Plagiatsvorwürfen. Sein Verleger fordert Geld, die Medien haben bereits darüber berichtet. Deshalb schaltet er weder sein Handy ein, noch öffnet er Mails auf seinem Laptop. Hier, weit weg von seiner Wohnung in Berlin und fern aller Hektik und Probleme, kann er abschalten.
Eine Katze schließt sich ihm an und begleitet ihn durch die Tage. Der Protagonist entwickelt eine besondere Beziehung zu dem Tier. Kaum ist die Katze weg, vermisst er sie bereits. Das Besondere sind die Zwiegespräche, die er mit dieser Katze hält. Durch sie offenbart sich die Seele des Ich-Erzählers.
Auch zu seiner Vermieterin Carmen Seelig und deren Mann Johannes entwickelt der Schriftsteller einen besonderen Draht.
Langsam wird ihm bewusst, dass er immer nur auf der Flucht war. Auf der Flucht vor allem Unangenehmen - und letztlich vor sich selbst. Alles Negative, alle Probleme, jeden Tiefschlag hat er immer nur verdrängt, ausgesessen.
Jetzt endlich ist es ihm möglich, sich mit vergangenen und aktuellen Konflikten auseinanderzusetzen und endlich weiß er, was er tun muss, wie er weiter leben will.
Obwohl sich "Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin", nachdenklicher liest als Thommie Bayers bisherige Romane, versteht der Autor es auch diesmal wieder, seine LeserInnen zu fesseln.
Thommie Bayer: Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin.
Piper, September 2011.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 €.