Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespürt.
Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts: Amelys Leben ist aufregend. Mit ihrem Verlobten Julius besucht sie Carl Hagenbecks Exotenschau und staunt über die primitiven dunkelhäutigen Menschen, die Tierzähne als Schmuck tragen und sich frierend um ihre Kochfeuer scharen. Bald wird sie Julius, der als Buchhalter bei ihrem Vater in der Fabrik arbeitet, heiraten und sich mit ihm ein eigenes Nest einrichten.
Doch dann bekommt sie einen riesigen Schock: Ihr Vater eröffnet ihr, dass die Fabrik in finanziellen Schwierigkeiten ist. Um sie wieder auf eine solide Basis zu stellen, hat er eine geniale Idee: Amely wandert nach Südamerika aus, ins Amazonasgebiet, und heiratet dort Kilian Wittstock, dem sie einmal als Kind begegnet ist. Er ist einer der reichsten Kautschukbarone in Manaus und steckt Geld in die Fabrik. Amely lehnt entrüstet ab, doch sie hat keine Wahl, und ehe sie es sich versieht, sitzt sie mit ihrer Zofe auf einem Dampfer, der den Atlantik überquert.
In der grünen Hölle des Urwalds wartet ihr Zukünftiger schon sehnsüchtig auf sie. Er ist groß, laut, und launisch. Und Amelys Leben wird komplett auf den Kopf gestellt ...
Isabel Beto ist es mit „Die Bucht des grünen Mondes“ gelungen, den Leser ebenso staunend wie die bisher vom Leben verwöhnte und ahnungslose Amely in eine fremde Welt zu stoßen: die der reichen Kautschukbarone. Durch Goodyears Entdeckung der Vulkanisation des Kautschuk und die immense Nachfrage nach diesem Produkt sind sie so unvorstellbar reich geworden, dass sie gar nicht mehr wissen, wohin mit ihrem Geld und sich gegenseitig auf immer perversere Art zu übertrumpfen suchen - indem sie ihre Wäsche zum Bügeln nach Europa senden, beispielsweise, oder ihre Frauen mit Diamanten und Gold spicken wie der Koch den Braten mit Speck. Alles andere als folkloristische Kulisse, bildet die Welt der ausgebeuteten Sklaven, die unter Lebensgefahr den Kautschuk ernten, einen schockierenden Gegensatz. Das Unrecht und der Schmerz, auf dem der Reichtum fußt, werden sicht- und spürbar. Neben Amelys Erlebnissen in ihrer unerfreulichen Ehe lernt der Leser den Indio Aymáho und seinen (fiktiven) Stamm der Yayasacu kennen, ihre Bräuche, ihren Glauben und ihre Art, mit dem Urwald in völligem Einklang und Gleichgewicht zu leben. Ein Gleichgewicht, das der weiße Eroberer, wie so oft, empfindlich zerstört. Mehrere überraschende Wendungen sorgen für Spannung und es entspinnt sich eine bezaubernde Liebesgeschichte zwischen Amely und ... doch das wird nicht verraten, lesen Sie selbst.
Isabel Beto: Die Bucht des grünen Mondes.
rororo, Dezember 2011.
544 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.