Ein Krimi muss nicht immer mit Erscheinen des Kommissars am Tatort beginnen. Dass es auch anders geht beweisen die Autoren mit ihren Kurzkrimis in diesem Buch.
Der Titel „Sommerhaus mit Swimmingpool“ verrät bereits den maßgeblichen Schauplatz des neuen Romans von Herman Koch. Wie in seinem Bestseller „Angerichtet“ dreht sich auch hier die Handlung um eine Familie mit heranwachsenden Kindern. - Wer diesen Autor kennt, weiß, dass man von ihm jedoch keineswegs Familienidylle erwarten darf, sondern einen ausgeklügelten, dramatischen Thriller mit moralischer Hinterfragung.
Marc Schlosser arbeitet als Hausarzt in Amsterdam. Für ihn ist sein Beruf ein Job, in dem er nicht eben positive Gedanken über seine Patienten anstellt. Zu seinem Patientenkreis zählen fast ausschließlich Künstler. Als ihn ein neuer Patient, der Schauspieler Ralph Meier in seiner Praxis aufsucht, gerät sein bis dahin überschaubares Leben beruflich wie auch privat immer mehr aus den Fugen.
Die Ferien in Ralph Meiers Sommerhaus in Frankreich enden schließlich für Marc Schlossers dreizehnjährige Tochter und letztlich für die gesamte Familie in einem Alptraum. Die Arztfamilie bricht den Urlaub vorzeitig ab. Marc Schlosser ist erfüllt von Rachegedanken und vollzieht diese letztlich auch. Doch hat er damit am Ende gar nicht den „Richtigen“ bestraft?
„Sommerhaus mit Swimmingpool“ ist ein handwerklich gut aufgebauter Psychokrimi, der jedoch den letztjährigen Bestseller „Angerichtet“ des Autors nicht toppen kann.
Die Spannung heizt sich erst etwa nach einem Drittel des Buches auf. In manchen Szenenbeschreibungen erscheint mir das Verhalten der agierenden Personen – hauptsächlich vom Protagonisten etwas zu konstruiert.
Recht amüsant und aus einem ungewohnten Blickwinkel betrachtet, liest sich Marc Schlossers ureigene Berufsphilosophie als Hausarzt.
Herman Koch: Sommerhaus mit Swimmingpool.
Kiepenheuer & Witsch, November 2011.
345 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.