Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Steve Watson: Ich.Darf.Nicht.Schlafen., gelesen von Andrea Sawatzki
Christine wacht morgens auf. Die Wohnung scheint ihr vertraut, aber wer ist der Fremde, der da so selbstverständlich neben ihr im Bett liegt. Und was ist mir ihr passiert? In ihrer Erinnerung ist sie zwanzig Jahre jünger als es ihr der Spiegel zeigt. Erst als der Fremde aufwacht und sich als ihr Mann Ben zu erkennen gibt, erfährt Christine, dass sie unter einer besonderen Form des Gedächtnisverlustes leidet. Jede Nacht verliert sie Erinnerungen. Mal nur einige Monate, mal viele Jahre, aber es passiert jede Nacht.
Christine begibt sich auf die Suche nach sich selbst, nach der Frau, die sie heute ist. Dabei findet sich ihren Therapeuten und ihr Tagebuch. Dick unterstrichen auf der ersten Seite: VERTRAUE.BEN.NICHT. Wie soll das gehen? Dem Menschen nicht trauen, der einem am nächsten steht. Mit Hilfe ihres Tagebuches setzt Christine nach und nach ihr Leben zusammen. Ben erzählt ihr ganz offensichtlich nicht immer die Wahrheit, aber er will sie doch nur schützen. Aber was ist das für ein Mensch, der für einen entscheidet, was man wissen darf und was nicht? Und nicht nur das, Ben lügt sie in manchen Dingen auch ganz offensichtlich an, Dingen, die ihr wehtun.
Es ist nicht einfach, sein eigenes Leben zusammenzustückeln, wenn man jeden Morgen quasi wieder von vorne anfangen muss. Aber Christine stellt sich der Aufgabe und wird nach und nach mit eigenen Erinnerungen belohnt. Aber was sind echte Erinnerungen und was nur erzählte? Langsam, fast zu langsam, lernt sie das zu unterscheiden.
Das Hörbuch war seit langem das spannendste, das ich im CD-Player hatte. Christines Weg in ihre Vergangenheit lies mich einfach nicht los, ebenso wenig wie die Stimme von Andrea Sawatzki. Sie spricht Christine nicht, sie IST Christine. Christine, die Angst hat, die verzweifelt ist, die vertrauen will, die aber nie der Versuchung erliegt, sich selbst zu belügen. Watson legt falsche Spuren, lässt den Zuhörer mitraten, wer jetzt echt und wahrhaftig ist und wer nicht. Und erst ganz am Ende löst sich alles auf. Ohne Happy End - soviel sei verraten.
Fazit: Nichts Anderes für den Abend planen, an dem man die erste CD einlegt.
Steve Watson: Ich.Darf.Nicht.Schlafen., gelesen von Andrea Sawatzki.
Argon Verlag, September 2011.
6 CDs, 19,95 Euro.