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Der Strafverteidiger Karlheinz Koban gewinnt den Prozess fĂŒr einen Mandanten, dem die Vergewaltigung einer jungen, depressiven Frau vorgeworfen wird. Im letzten Moment ist eine Zeugin aufgetaucht, die seinem Mandanten ein Alibi fĂŒr den Tatzeitraum gibt. Selbst der AnwĂ€ltin des Opfers, Dagmar Jurit, die ein VerhĂ€ltnis mit Koban hat und sich mit ihm mehrmals in der Woche in einer Wohnung in der NĂ€he des Wiener Naschmarkts trifft, zweifelt nicht an der Schuld des Angeklagten und unterstellt ihrem Liebhaber unlautere Methoden.
Doch dieses Mal hat der erfolgreiche Strafverteidiger sich mit dem Vater des Opfers, dem einflussreichen Bauunternehmer Baumann, einen mÀchtigen Feind zugelegt, der den Freispruch nicht hinnehmen will. Die Zeugin, die Kobans Mandanten entlastet hat, wird wenige Tage spÀter ermordet auf dem Naschmarkt gefunden. An ihrer rechten Hand fehlen drei Finger.
Die abgetrennten Finger der Ermordeten, mit vom TĂ€ter blau lackierten FingernĂ€geln, tauchen in einem Paket auf dem Schreibtisch der Journalistin Sarah Pauli auf. Sarah schreibt fĂŒr den âWiener Botenâ eine wöchentliche Kolumne zum Thema Aberglauben und wird wegen ihrer eigenen aberglĂ€ubischen Einstellung hĂ€ufig von ihren Kollegen gehĂ€nselt. Die drei Finger, die der Mörder seinem Opfer abgeschnitten hat, stammen ausgerechnet von der sogenannten Schwurhand. Von deren Bedeutung fĂŒr das Rechtswesen des Mittelalters handelt Sarahs Kolumne der vergangenen Woche. Auf dem Zeitungspapier, in das die Finger eingewickelt worden sind, ist ein Text mit Marker rot angestrichen: Sarahs Kolumne.
Obwohl sie dem ermittelnden Kriminalinspektor Martin Stein verspricht, keine AlleingĂ€nge zu unternehmen, kann Sarah es nicht lassen, eigene Nachforschungen anzustellen. Sie verbĂŒndet sich auf der Suche nach dem Mörder mit der Freundin der Toten, gerĂ€t durch ihre SchnĂŒffelei zwischen alle Fronten und begibt sich hierdurch unwissentlich in groĂe Gefahr.
âDie Tote vom Naschmarktâ ist nach âTödliches Rendevousâ bereits der zweite Fall, in den Beate Maxian ihre Heldin Sarah Pauli verwickelt. Die spannende und verwickelte Handlung ist in der österreichischen Justiz angesiedelt und fĂŒhrt die Wiener Journalistin auf die Spur eines handfesten Skandals. Der Roman ist aus den Perspektiven verschiedener Personen erzĂ€hlt und gibt dem Leser einen fesselnden Einblick in den Wiener Filz und KlĂŒngel.
Sarahs Recherchen fĂŒr ihre wöchentliche Kolumne sind fĂŒr den Leser Ă€uĂerst unterhaltsam und lehrreich. Man erfĂ€hrt Wissenswertes und Erstaunliches ĂŒber Katzen, den Schwur in der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit, Farbsymbolik und Ohrringe. Angenehm empfand ich, dass die Autorin es mit dem Wiener Lokalkolorit nicht ĂŒbertreibt und ihre Heldin nicht, wie es in Regionalkrimis hĂ€ufig ĂŒblich ist, von einer StraĂe zur nĂ€chsten und von einem Platz zum anderen hetzen lĂ€sst, nur um die eigene Ortskenntnis damit unter Beweis zu stellen.
Fazit: Ein flotter und unterhaltsamer Wien-Krimi mit brisantem Fall und einer sympathischen Heldin.
Beate Maxian: Die Tote vom Naschmarkt.
Goldmann, Dezember 2011.
352 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.