Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Der namenlose Psychologe therapiert eine Stripperin, die unter Bühnenangst leidet, indem er sie bittet, sich auf einem Drehstuhl zu drehen, eine Minute lang ‚Milch‘ zu sagen und ähnliches. Diese Methoden gefallen der Klientin nicht immer, aber es hilft ihr. Studenten erklärt er in einem Seminar die Prinzipien der Therapie mit Vergleichen wie: „Der Therapeut gleicht einem Fahrlehrer, nicht einem Chauffeur.“ Zwischendurch holt er sich telefonisch Rat bei seiner Kollegin Nina, mit der er ein Verhältnis hatte. Anfangs ist er stolz auf seine professionelle Distanz seiner Klientin gegenüber, doch sie hat ein ähnliches Geheimnis wie er. Schließlich bröckelt seine Fassade und er macht einen verhängnisvollen Fehler. Ausgerechnet in dieser Zeit ist Nina wütend auf ihn, aber einer seiner Studenten eilt ihm zu Hilfe.
Noam Shpancer ist Professor für klinische Psychologie und Therapeut mit dem Schwerpunkt Angstbehandlung. Wie sein Held hält er keine Vorträge, sondern erzählt eine spannende Geschichte und unterhält mit ausgefallenen Beispielen. Die Sprache ist flüssig und voller schlagfertiger Dialoge, wie z. B.: „Wir gehen nicht miteinander ins Bett.“ - „Wird das Bett dann zu uns kommen?“
Anhand der Studenten zeigt der Autor typische Reaktionsweisen, das wirkt gelegentlich ein wenig klischeehaft. Aber auch zu diesen Figuren entwickelt der Held eine persönliche Beziehung, was sehr menschlich wirkt.
Ein Buch, das man mehrmals lesen kann, weil so viele kluge Sätze darin stehen - und weil es unglaublich viel Spaß macht.
Noam Shpancer: Der gute Psychologe.
Knaus, September 2011.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.