Wir kennen sie alle, die Heimsuchungen unserer Welt. Tückisch sind sie, lästig und gefährlich. Einst sorgten sie in ihrer Spanischen Version dafür, dass zig Tausende zu Grabe getragen wurden, es folgten die Vogelgrippe, der Rinderwahn und schließlich die Schweinegrippe, die zumindest dafür sorgte, die Gewinnmargen der internationalen Pharmakonzerne in schwindelerregende Höhe zu treiben.
Jetzt aber macht sich ein noch heimtückischer Erreger breit. Eine Epidemie breitet sich aus, gegen die scheinbar kein Kraut und schon gar keine Arznei gewachsen ist. Wer sie sich einfängt, der wird in seinem Heim ein- und weggeschlossen, bis er stirbt. Doch das ist erst der Anfang, denn dann, nach nur zwei Stunden beginnt sich dein verblichener Körper vom Totenbett zu erheben und du schlägst die Augen auf und du hast tierischen Hunger – auf Menschenfleisch …
Simmons zweiter Roman nimmt sich eines Themas an, das momentan sehr en vogue ist – Zombies bevölkern die Buchseiten, wie dereinst die Vampire und Gestaltwandler.
Anders als vorgenannte aber sind die wandelnden Toten jedoch keine lasziven Geschöpfe voller Lust und Trieben – sie werden nur von einem vorangetrieben – ihrem Hunger.
Aus Sicht von drei Personen erzählt, die zunächst von der Erreger verschont bleiben, breitet der Autor sein bedrückend real wirkendes Bild vor uns aus. Die Ordnungskräfte versuchen zunächst jeden Befallenen in Quarantäne zu stecken, bevor sie kapitulieren. Die unteren Chargen ziehen sich auf ihre hermetisch abgeschlossenen Basen zurück, die Leader fliehen – oder versuchen es zumindest.
Geschickt wählt der Autor seine Erzähler – ein ehemaliger IRA-Attentäter, ein pensionierter Major der sich einst als Verhörspezialist einen Namen gemacht hat und ein Skinhead. Aus den unterschiedlichen Richtungen nähert er sich seinem Thema an, beleuchtet die Auswirkungen der Seuche auf die dünne Tünche der Zivilisation, und berichtet vom Zusammenbruch der Gesellschaftsordnung. Egoismus, das Ausleben persönlicher Machtgelüste, Anarchie – die Auswirkungen sind bekannt und wurde bereits oft beschrieben.
Simmons Roman aber entfaltet eine seltene Intensität. Belfast, Nord-Irland nimmt dabei eine bedeutende Rolle ein, das Aufeinanderprallen eines Volkes, das sich so ähnlich doch so unversöhnlich gegenüber steht. Geschickt und prägnant – das Buch hat „nur“ 276 Seiten, und keine davon wird verschwendet – lässt der Autor den Konflikt mit einfließen, baut seine Gestalten auf und schockt so manches Mal durch die Beschreibungen der Zombies.
Wer für derartige Bücher ein Faible hat, der wird hier bestens unterhalten. Temporeich und packend nimmt der Text den Leser von der ersten Seite an gefangen, und lässt ihn bis zum passenden Finale nicht mehr aus seinem Bann.