August Kreutzer leidet unter Insomnie, auch bekannt als Schlaflosigkeit.
Er nutzt diese Zeit um Berlin zu erkunden, fern von allen touristischen Routen, sondern immer auf der Suche nach dem Unentdeckten, dem Neuen. Diese findet er auch und erfreut sich an dem Gesehenen.
Wenn August Kreutzer nicht gerade durch die StraĂen wandelt, arbeitet er anfangs (spĂ€ter wird er beurlaubt) in einer riesigen Einkaufsmall namens âLuftschlösschenâ und erfindet Einkaufserlebnisse fĂŒr die Kunden.
Zuhause hört er klassische Musik, seine Freundin ist auf unbestimmte Zeit nach England gezogen und nur die CrĂȘpe-VerkĂ€uferin Manja bietet August einen tĂ€glichen Bezugspunkt.
Beide erzÀhlen sich gegenseitig Geschichten und man ahnt, dass daraus eine kleine Romanze entstehen kann.
Das alles ist in einer sehr ruhigen, schönen Sprache geschrieben, die einem Berlin so richtig schmackhaft macht.
Man merkt, dass Albrecht Selge in dieser Stadt lebt und bisher mit der Entwicklung akustischer ReisefĂŒhrer (fĂŒr den Anti-Tourist) sein Geld verdient hat.
Dieser Mann ist wirklich herumgekommen und hat die schönsten und abgeschiedensten Ecken dieser schönen Metropole erkundet.
Leider vermisst man bei diesem ganzen Wandern die Geschichte dahinter. Es lĂ€sst sich nicht leugnen, dass ein richtiger Plot fehlt. Eher erinnert das Ganze an einen Reisebericht fĂŒr Romantiker.
Nur ein vermeintlicher DoppelgĂ€nger (zumindest trĂ€gt er den Namen âaugust.kreutzerâ), der obszöne SprĂŒche auf Hassforen und Sexseiten veröffentlicht, bringt etwas Spannung in den Verlauf. Man wartet mit Neugier darauf, wer dieser Kerl ist und was er vorhat, doch die AufklĂ€rung ist dann etwas lahm und man besinnt sich lieber wieder auf die schönen, fast poetischen Beschreibungen.
Am Ende saà ich etwas ratlos da. Einerseits hat mich dieses kurzweilige Buch gut unterhalten, andererseits war ich etwas enttÀuscht, da ich irgendwie mehr erwartet hatte.
Fazit:
Wer eine ruhige, beschauliche und poetische Sprache mag und sich darĂŒber freuen kann, dass der Roman Berlin von seiner anderen, sehr interessanten Seite âzeigtâ, liegt mit diesem Buch richtig.
Alle anderen sollten vorsichtshalber erst einen Blick riskieren.
FĂŒr mich kein schlechtes Buch, sondern reine Geschmackssache.
Albrecht Selge: Wach.
Rowohlt, Juli 2011.
256 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.