Gruselig geht's in unserer Horror-Geschichten- Anthologie zu. Auf Gewalt- und Blutorgien haben wir allerdings verzichtet. Manche Geschichten sind sogar witzig.
Jana ist verärgert über ihre beste Freundin Ella. Seit diese die Schule gewechselt hat, sehen sie sich kaum noch. Als sie endlich einmal zusammen in ihrem Stammlokal sitzen, sieht sich Ella andauernd nach anderen Leuten um und lässt Jana am Tisch allein, um mit einem unbekannten Blonden an der Bar zu reden. Wie konnten sie sich so entfremden, nachdem sie seit dem Kindergarten beste Freundinnen sind?
Zu allem Überfluss fängt ihre Mutter später mit ihr ein tiefschürfendes Gespräch an über Kindheitsfreundschaften, die zerbrechen.
Jana blockt diese Diskussion ab. Sie ist sich sicher, dass ihre Freundschaft mit Ella ewig halten wird.
Wenige Tage darauf verschwindet Ella spurlos.
Sie erscheint nicht zu den Theaterproben, obwohl die Premiere in drei Wochen ist, ihre Wohnung ist verwaist und sie reagiert weder auf Anrufe noch sms. Jana ist überzeugt, dass Ella nicht, wie viele meinen, einfach nur eine Auszeit genommen hat. Nicht so kurz vor der Premiere. Die Polizei beschwichtigt sie jedoch. Ella ist über achtzehn, da wird nicht gleich eine Suche eingeleitet. Jana spürt, dass ihre Freundin in Gefahr ist und beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Zusammen mit Kumpel Fabian und ihrer vernünftigen Schwester Miriam starten sie einen Aufruf, per Flugblätter und mit einer Website. Schnell trudeln die abstrusesten Hinweise ein. Aber nicht nur alle möglichen Spinner werden auf sie aufmerksam ...
Nach „Ich sehe dich“, (Besprechung hier: http://schreib-lust.de/leselust/rezension.php?id=2236) legt die Autorin mit „Schweig still süßer Mund“ ihren ersten Thriller für eine jüngere Zielgruppe vor. Die polizeilichen Ermittlungen treten in den Hintergrund, hier geht es vor allem um die jugendlichen Protagonisten. Jana ist eine liebenswerte Hauptfigur mit den typischen Stimmungsschwankungen eines Teenagers, mal kindlich sturköpfig, mal erwachsen in ihren Reaktionen. Zudem ist sie impulsiv und handelt gelegentlich, bevor sie nachdenkt, womit sie sich in vertrackte Situationen bringt. Auch an Janas Gefühlsleben lässt uns Janet Clark teilnehmen; zwischen Liebeskummer für ihren Ex-Freund und einer neuen Verliebtheit ist die ganze Bandbreite vertreten. Die Sprache der jugendlichen Protagonisten kommt authentisch herüber, ebenso ihre Gesprächsthemen wie Schule, Freundschaften, Geldsorgen und Castingshows. Eingestreut in die Haupthandlung wird die Tätersicht in der Ich-Perspektive dargestellt und Stück für Stück erfahren wir den Hintergrund seiner Tat. Nach einigen falschen Fährten und Verwicklungen, die den Spannungsbogen hochhalten, löst sich die Geschichte in einem Showdown auf, der keine losen Fäden zurücklässt. Ein gelungenes Jugendthrillerdebüt.