Die Fantasy haben wir in dieser von Alisha Bionda und Michael Borlik herausgegebenen Anthologie beim Wort genommen. Vor allem fantasievoll sind die Geschichten.
Paul Amon ist am Ende. Die Alkoholsucht hat ihn voll und ganz in seinen Fängen.
Als er schließlich eines Morgens aufwacht und sich nur noch schemenhaft daran erinnert, eine junge Frau bedrängt zu haben, zieht er die Rettungsleine. Eine Anzeige eines wissenschaftlichen Instituts weckt sein Interesse. Eine neue Methode aus den USA, zur Bekämpfung von Süchten, soll ihm dabei helfen.
Schließlich lässt er sich von den zuständigen Wissenschaftlern überzeugen, dass es möglich ist, ihn von dieser Krankheit zu befreien. Was er jedoch nicht weiß, ist die Tatsache, dass diese Methode noch nicht ausgereift ist. Denn bei den vorangegangenen Therapieversuchen an Affen haben diese sich auf bestialische Weise das Leben genommen.
Nur Ramona, eine der vier ausführenden Wissenschaftler, hat Bedenken. Trotzdem hält sie den Versuch nicht auf. Paul wir therapiert.
Anfangs scheint die neue Methode wirklich gut anzuschlagen und auch Ramona, die sich mittlerweile zu Paul hingezogen fühlt, hegt Hoffnungen auf einen guten Ausgang.
Paul findet in sein altes Leben zurück, zu dem vor allen Dingen seine kleine Tochter zählt. Er ist euphorisch und voll Lebenskraft, bis er eines Tages einen Anfall von furchtbaren Schmerzen in seinem Kopf erlebt. Paul befürchtet das Schlimmste, kommt schließlich hinter das Geheimnis und ist außer sich vor Wut ...
Guido Kniesel, der 1964 geboren wurde und schon lange von der Funktionsweise des menschlichen Gehirns fasziniert war, hat mit „Der Proband“ einen Wissenschaftsthriller geschrieben, der von der ersten bis zur letzten Seite sehr spannend ist. Offensichtlich hat er gut recherchiert, da der Roman auf den neuesten Erkenntnissen der Gehirnforschung basiert. Außerdem gelingt es ihm sehr gut, diese Informationen so zu servieren, dass auch der Laie gut nachvollziehen kann, in welcher Weise diese Form der Therapie funktionieren könnte.
Die Protagonisten handeln glaubwürdig und sind realistisch porträtiert. Auch bei den Dialogen hat der Autor sehr gute Arbeit geleistet.
Eine rundum gelungene Form, die dem spannenden Inhalt in nichts nachsteht.
Auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt, formuliert der Autor in meinen Augen deutlich eine kritische Sprache gegenüber der profitsüchtigen Pharmaindustrie und ihrer Rücksichtslosigkeit gegenüber dem einzelnen Menschen (Probanden), wenn es um die harten Marktgesetze des Kapitals geht.
Für meinen Geschmack ein fulminantes Debüt, das neugierig auf das nächste Werk dieses Autors macht, welches auch schon in Arbeit ist.
Ich freue mich sehr darauf.
Guido Kniesel: Der Proband.
kbv, November 2011.
272 Seiten, Taschenbuch, 9,50 Euro.