Mit großer Zuverlässigkeit hat Martin Walser in den vergangenen 50 Jahren meist jedes Jahr, mindestens aber alle zwei Jahre ein neues Buch geschrieben. Am Samstag (23.3.) wird der große deutsche Schriftsteller vom Bodensee 85 Jahre alt. Und wie der gleichaltrige Günter Grass hat er vor drei Jahren mit autobiografischen Büchern zurück geblickt. „Leben und Schreiben“ heißen die beiden ersten Tagebuchbände, die Walser nun mit „Meine Lebensreisen“ ergänzt.
Reisenotizen von 1952 bis 1981 hat er in dem Buch veröffentlicht. Und diese Beschreibung von Eindrücken aus London, Japan und New York sind literarische Prosa, die manchmal auch mit einem kleinen Gedicht gespickt ist. Zeitzeuge vieler historischer Ereignisse war Walser. Er erzählt von einer Lesung von Breschnew 1971 beim Schriftsteller-Kongress im Kreml, saugt auf seinen Reisen Sprachklänge in der polnischen, italienischen und französischen Sprache auf, und erklärt, dass er in der Kunst „ein Konservativer“ ist, Nolde mag, aber Chagall und Picasso weniger. – Eine interessante Form von Biografie, die sich Walser zum Geburtstag geschenkt hat. Und mehr als nur Tagebuch-Notizen.
Martin Walser : Meine Lebensreisen.
Corso Verlag, März 2012.
152 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,90 Euro.