Das Ruhrgebiet ist etwas besonderes, weil zwischen Dortmund und Duisburg, zwischen Marl und Witten ganz besondere Menschen leben. Wir haben diesem Geist nachgespürt.
Noch ein Psychoratgeber, werden Sie denken, und noch dazu eingeordnet in Belletristik?
Nicht direkt.
»Keine Angst. Ich tue Ihnen nichts. Ich fasse Ihre Psyche nicht an, fest versprochen. Ich guck nicht mal hin. Ich möchte nur ein wenig mit Ihnen plaudern. Und wenn Sie keine Lust mehr dazu haben, klappen Sie das Buch einfach zu, und weg bin ich.«
In diesem heiter-freundlichen Ton geht es weiter. Davor braucht man doch wirklich keine Angst zu haben, oder?
Andrea Jolander ist seit über dreißig Jahren als Psychotherapeutin tätig und erlaubt uns hier - unter Beachtung der Schweigepflicht, das versteht sich von selbst - einen Blick durchs Schlüsselloch.
Wie sind sie, die Therapeuten? Wie läuft eine Behandlung ab? Wer geht dorthin?
In ihrer über dreißigjährigen Praxiserfahrung ist der Autorin aufgefallen, dass viele Menschen Berührungsängste haben, besonders diejenigen, denen eine Therapie guttun würde, weil Verletzungen ihrer kindlichen Seele ihnen heute körperliche und andere Beschwerden verursachen.
Sie räumt dabei mit Vorurteilen auf, die durch Filme und Bücher genährt werden (und erklärt die Unterschiede zwischen Psychiatern, Psychotherapeuten und Psychologen).
Wir erfahren, welcher Satz die Hitliste der am häufigsten zu Therapeuten gesagten »witzigen Bemerkungen« anführt, der ihnen bei Zufallsbegegnungen zu Ohren kommt.
Oder warum Therapeuten oft nachts angerufen werden, wenn nur der Anrufbeantworter den Anruf entgegennimmt.
Sie erklärt anschaulich die Bewohner unseres Seelenhauses (das Über-Ich, das Es, das Ich), und zwar so lebendig, dass man sie wie Figuren vor sich sieht, und gibt einfache Anleitungen, das Ich liebevoller zu behandeln.
Darüber hinaus erfahren wir, wie eine Therapie abläuft und wie man überhaupt in den Genuss einer solchen kommt.
Im Schlusskapitel lernen wir einige interessante Aspekte über die Traumdeutung.
Bei allem Wissen, das dem Leser vermittelt wird, liest sich das Buch unterhaltsam, besonders durch diverse Beispiele von in öffentlichen Verkehrsmitteln beobachteten Situationen. An keiner Stelle wirkt es mit Details überfrachtet und alle verwendeten Fachbegriffe erklärt die Autorin anschaulich.
Und weil die Lektüre dieses Buches nicht nur erhellt, sondern erheitert, darf es einen Platz in der Rubrik Belletristik haben.
Andrea Jolander: Da gehen doch nur Bekloppte hin.
Heyne, Februar 2012.
224 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,99 Euro.