Eine Putzfrau zu haben ist was Tolles. Das findet auch Max, seines Zeichens unterbeschäftigter Schauspieler, Journalist und mitten in der Midlife-Crisis steckend.
Also „besorgt“ er sich so eine Putzhilfe, namens Marianne/ Mary, alias Putzi (so nennt Max sie liebevoll). Dass diese Frau Max’ Leben ändern wird, ahnt er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Im Gegenteil:
Anfangs scheint ihm Mary eher befremdlich und er zweifelt daran, ob er dieser Person wirklich Zutritt zu seinem Heim lassen sollte. Denn Mary redet viel, ist laut, direkt und fällt überall sofort auf. Siebziger Jahre Brille, brauner Regenschirm, Hut und eine leicht barocke Figur sind nur einige ihrer Merkmale, die manche Mitmenschen zum Augenbrauenheben anregen. Sie scheint in keine gängige Schublade zu passen und das genaue Gegenteil von Max zu sein. Doch genau das ist es, was sie so einzigartig und liebenswert macht.
Nach und nach wird deutlich, was die Beiden so sehr unterscheidet. Mary genießt ihren Alltag in vollen Zügen und hat schon so Einiges gesehen, während Max nur vor sich hinlebt, Trübsal bläst und sich seinem Schicksal überlässt. Da Gegensätze sich bekanntlich anziehen und beide sich trotz aller Unterschiede sympathisch sind, hält Mary schließlich Einzug in Max’ Wohnung und damit auch in sein Leben. Marys enorm großes Herz (emotional gesehen) und ihre liebevolle, fast mütterliche Art, bringen ihren Arbeitgeber Max schließlich dazu, aus seinem „Loch“ herauszufinden.
Als ein Klassentreffen von Mary ansteht und Max zur gleichen Zeit den Auftrag bekommt, einen Bericht über die ‚Romantische Straße’ zu verfassen, entscheiden sie sich, beides unter einen Hut zu bringen. Es beginnt eine außergewöhnliche Entdeckungstour durch Deutschland. Dort erleben sie Dinge, die völlig skurril, witzig und manchmal sehr wehmütig sind.
Am Ende ist die Bezeichnung „Max’ Putzfrau“ völlig überholt. Denn während der gemeinsamen Zeit hat sich ihre geschäftliche Beziehung in eine tiefe Freundschaft verwandelt. Eine Freundschaft, die das Potenzial besitzt, ein Leben lang zu halten.
Der Autor Max Urlacher, 1971 geboren und Schauspieler, hat mit „Die Putzi Diaries“ einen offensichtlich autobiografischen Roman verfasst, nach dem Motto: Das Leben schreibt die besten Geschichten.
In der Widmung steht:
„Sie meinen, ich würde eine Figur erfinden?
Putzi kann man nicht erfinden.“
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich von dem Buch halten sollte.
Die Witze und Sprüche waren mir zu platt und abgedroschen. Dementsprechend kam ich nicht in die Geschichte hinein. Jedoch hat sich das Durchhalten gelohnt. Denn nach den ersten dreißig Seiten wendete sich das Blatt und plötzlich kam mehr Frische und Tempo in die Geschichte, sodass ich anfing, Spaß an diesem Buch zu haben, der bis zum Schluss anhielt.
Am Ende fand ich die Geschichte allerliebst und wirklich putzig.
Eine wirklich schöne Hommage an alle Putzfrauen dieser Welt.
Max Urlacher: Die Putzi Diaries.
Droemer, September 2011.
216 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.