Was geschieht, wenn ein scheinbar ausgeklügelter Plan, sich nicht als so durchdacht erweist wie zunächst geglaubt?
Diese Antwort gibt uns die in New Jersey lebende und 1977 geborene Autorin Eireann Corrigan in ihrem Roman „Die Komplizin“.
Finn und Chloe leben in einem kleinen amerikanischen Städtchen und finden, dass es kurz vor dem Highschool-Abschluss an der Zeit ist, berühmt zu werden. Denn beide Mädchen sind der Meinung, durch ihre Popularität einen leichteren Zugang zu den angesehenen Universitäten des Landes zu bekommen. Um dieses Ziel zu erreichen, entschließen sie sich, Chloe für einige Tage spurlos verschwinden zu lassen. Finn soll derweil die trauernde Freundin spielen und durch Fernsehinterviews ihren Teil des Ruhms abbekommen.
Schließlich wird das bis ins letzte Detail geplante Vorhaben in die Tat umgesetzt.
Anfangs läuft auch alles wie geschmiert. Doch nach und nach bekommt Finn ein schlechtes Gewissen und die Fassade beginnt zu bröckeln. Haben die beiden Mädchen doch nicht alles bedacht?
Finn sieht Chloes trauernde Eltern und hasst es, ihre eigenen zu belügen. Der beliebte See des Ortes wird leergepumpt, um nach der eventuellen Leiche zu suchen, und in der Schule wird es immer schwieriger, den Blicken der Mitmenschen standzuhalten.
Als schließlich ein Schüler verdächtigt wird, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben und festgenommen wird, bekommt Finn es mit der Angst zu tun. Sie möchte den Plan verwerfen und Chloe davon überzeugen, aufzugeben. Doch diese sträubt sich und will das Vorhaben mit allen Konsequenzen durchziehen.
„Die Komplizin“ ist ein Jugendroman und aus der Sicht von Finn geschrieben. Die Grundidee des Plots ist gut, klingt aber spannender, als die letztendliche Umsetzung tatsächlich ist. Zu wenig geschieht auf den dreihundert Seiten. Ansätze, die Potenzial dazu gehabt hätten, fingernägelkauend die Seiten umzublättern, verlaufen im Sande. Hier hätte die Autorin, in meinen Augen, noch mehr dieser Momente einbauen und konsequenter durchziehen können.
Die Charaktere der beiden Protagonistinnen sind glaubwürdig gezeichnet und auch deren Freundschaft ist nachvollziehbar. Jedoch hatte ich während des Lesens ständig das Gefühl, eine extrem kaltherzige Chloe vor mir zu haben. Denn ich frage mich, welchem Kind die am Boden zerstörten Eltern so egal sind. Noch zumal diese als sehr liebevoll beschrieben werden. Das kam mir dann doch etwas fragwürdig vor.
Der Schreibstil ist eingängig, sodass es hier keinerlei Verständnisschwierigkeiten bei den jungen Lesern und Leserinnen geben dürfte.
Fazit:
Insgesamt ist „Die Komplizin“ kein schlechtes Buch. Wer jedoch einen Jugendthriller voller Spannung erwartet, sollte die Finger davon lassen.
Eireann Corrigan : Die Komplizin.
Chicken House, September 2011.
304 Seiten, Gebundene Ausgabe, 13,95 Euro.