Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
Ungarn, 1455: Veronika lebt behütet in der Steiermark, als sie von einem Monster angefallen wird und in Ohnmacht fällt. Das Monster entpuppt sich wenig später als Werwolf und auch sie durch den Biss zu einer Wölfin geworden. Werwolf Gábor befindet sich in heller Aufregung, denn Veronika ist die erste Frau, die jemals einen Biss überlebt hat. Kann sich die Prophezeiung, der er seit Jahren nachjagt, durch die junge Frau erfüllen?
Christiane Spies, eine junge deutsche Autorin, ließ sich durch einen sechsmonatigen Budapest-Aufenthalt zu ihrem Roman inspirieren und legte ihm zahlreiche Recherchen zugrunde. Ihre Idee ist es, Fantasy und Historie miteinander zu verbinden, die Werwölfe als Mitstreiter im Mittelalter zu etablieren. Das gelingt überraschend gut und sorgt für viel Spannung. Ungekannt von der Bevölkerung kämpfen sie im Heer ihrer Meister und schleichen sich nachts heimlich aus den Burgen, wenn der Mond sie zur Verwandlung ruft. Für Veronika ist das alles neu, so dass die Leserinnen - an die sich der Roman vorrangig wendet - und Leser einen langsamen Zugang zum Thema finden.
Immer wieder wird auf Ungarns Konflikte mit den Türken eingegangen. Mir ist dieser Zugang für einen waschechten historischen Roman zu wenig ausgeleuchtet, so dass Fans von historischen Geschichten bei "Mondherz" eher nicht auf ihre Kosten kommen. Der Roman richtet sich vor allem an ein Fantasypublikum. Dabei erfindet Christiane Spies den Ball nicht neu, Werwölfe gab es schließlich auch schon in anderen Geschichten, aber sie erzählt ihre Idee mit Spannung, einem Hauch Liebe und Werwolfmagie. Der Roman macht, obwohl er nicht durch und durch neu ist, wirklich Freude.
Mit Gábor und Veronika stehen zwei interssante Figuren im Mittelpunkt des Geschehens. Veronika anfangs naiv, aber zusehends wagemutiger, Gábor düster und geheimnisvoll mit seiner halb-türkischen Herkunft, die Veronika so sehr fasziniert. Zwei gut angelegte Figuren bestreiten den Hauptteil des Romans.
Angenehme Lektüre für Fantasyfans von Gestaltwandlergeschichten, die sich mit einem historischen Kontext, in dessen Zusammenhang die Geschichte gestellt wird, abfinden können. Für Fans von allein historischen Romanen sei "Mondherz" allerdings nicht zu empfehlen.