Quälender Terror über vier Generationen gegen eine jüdische Familie in den Niederlanden. Jessica Durlacher vermittelt über Ihre Hauptperson, der "Ich Erzählerin" Sara Silverstein, eine Eindringlichkeit, die über lange Strecken beklommen macht. In den schrecklichen Nazi Zeiten und der Judenprogrome, die es auch in Holland gab, entwickelt sich eine Kausalität einer furchtbaren Geschichte, die sich durch diese von Sara geliebte Familie zieht. Und zwar über vier Generationen. Über Saras Vater Herman, dessen Eltern vor seinen Augen nach Westerbork (Übergangslager in Holland) deportiert werden (von dort nach Bergen Belsen oder Ausschwitz) bis hin zur Tochter von Sara, Tess, die pubertär, ebenso unglaubliche Grausamkeiten erleben muss. Der Roman versucht eine Linie zu ziehen, es gelingt ihm auch, über den Naziterror hin zum Antisemitismus der heutigen Zeit, den es natürlich auch noch in den Niederlanden gibt. Und da ist noch die besondere Geschichte von Mitch, Saras Sohn der ein Geheimnis in sich trägt, quasi eine Aufgabe, die nur er letztendlich erfüllen kann. Eine Aufgabe am Ende alles aufzuklären. Mitch fährt als 13jähriger mit seinem Opa Herman nach Baden Baden, wo Herman als - Alibi Wiedergutmachung - von den dortigen Honoratioren eingeladen wird, um Vorträge zu halten. Viel Verlogenheit steckt dahinter. Doch am schlimmsten ist der Weg den Sara selbst gehen muss über diese lange Strecke des Romans. Selbst vergewaltigt und erniedrigt muss sie noch mit ansehen, wie ihr Mann Jacob überfallen und grade noch seine Schussverletzungen überlebt. Wer hinter diesen aktuellen Anschlägen steckt, bleibt lange verborgen doch findet sich auch hier eine Geschichte von unglaublicher Dumpf - und Dummheit die wütend macht. Sehr eindringlich und wichtig!
Jessica Durlacher: Der Sohn.
Diogenes, Februar 2012.
407 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,90 Euro.