Benjamin Lebert: Im Winter dein Herz, gelesen von Benjamin Lebert
Dies ist eine Geschichte über Freundschaft und über Geborgenheit. Still und gedämpft kommt sie daher, untermauert so die vermittelten Bilder einer wie ausgestorben erscheinenden deutschen Winterlandschaft.
Die Arme vollbepackt mit Chips, so hat Robert Annina, die im Tankstellenkiosk hinter der Kasse steht, kennengelernt.
Robert ist Insasse der Göttinger Psychiatrie Waldesruh. Genau wie Kudowski. Und genau wie Kudowski sucht Robert den Tankstellenkiosk nur wegen Annina auf.
Zusammen mit Kudowski und Annina macht sich der essgestörte Robert, der sich erbrechen muss, sobald er feste Nahrung zu sich nimmt, auf den Weg nach München, um dort seinen sterbenskranken Vater zu besuchen.
Während die Welt um sie herum im Winterschlaf dahindämmert, durchfahren die drei im vollgetankten Offroader, den Annina „Ritchie Blackmore“ nennt, die einsame Landschaft. Annina und Kudowski sitzen vorn, der abgemagerte Robert auf der Rückbank. Die Schilderungen erzeugen Bilder wie bei einem Schwarzweißfilm.
Abwechselnd erfahren wir von Robert, Kudowski und Annina während der Fahrt, wie sie Geborgenheit definieren und wie sich diese drei ganz unterschiedlichen Menschen näherkommen. In ihren Beschreibungen suchen sie nach Vertrautheit, Verständnis, Wärme, Liebe, in einer von Eiseskälte erstarrten Gesellschaft.
Benjamin Lebert vertieft mit seiner Ruhe ausstrahlenden Erzählstimme diese leise, poetische Geschichte.
Benjamin Lebert: Im Winter dein Herz, gelesen von Benjamin Lebert.
Hoffmann und Campe, Februar 2012.
3 CDs, 19,99 Euro.