„Nüchtern ist das Leben in Wingroden kaum zu ertragen. Ich weiß, wovon ich rede. Bier dient bei uns als eine Art Schluckimpfung gegen den täglichen Stumpfsinn.“ Dies sagt der 16-jährige Ben, der in Abwesenheit der Jazz-singenden Mutter seinen dementen Großvater Karl pflegt, bei dem Ben offiziell auch noch seine Ausbildung zum Gärtner macht. Auf einmal passiert in dem winzigen Ort ziemlich viel. Ein Mensch stirbt, während Maslow zur Belebung seiner Kneipe selbstgebastelte Ufos medienwirksam vermarkten will und zeitgleich Lena auf der Bildfläche erscheint. In Maslows Augen ist die geheimnisvolle junge Frau eine Reporterin und Ben verliebt sich in sie. Von jetzt auf gleich ist in dem 10-Seelen Ort Wingroden alles kompliziert. Bens Leben entwickelt sich anders, als er hofft und denkt.
Rolf Lappert hat einen kurzweiligen Roman für echte Jungs geschrieben, die wie Ben schon ganz früh im Leben ihren Mann stehen müssen. Wie kommt man als Jugendlicher klar, wenn die alleinerziehende Mutter quer durch Europa reist und durch Abwesenheit glänzt? Wie funktioniert ein Leben mit einem pflegebedürftigen Großvater und etwas verrückten Freunden, die alle gestandene Männer sind? Der 1958 in Zürich geborene Autor hat mit dem Ich-Erzähler Ben eine sympathische Figur geschaffen, die noch viel Potential für weitere Romane hätte. Rolf Lapperts erster Jugendroman fällt in mehrfacher Hinsicht auf. Seine Sprachvirtuosität hat ein hohes Niveau und kommt spielerisch um die Ecke, um dann Mitten ins Herz zu treffen. Gleichzeitig hat die Sprachmelodie einen sanften und zum Teil schrägen Klang, der dem Titel „Pampa Blues“ in jeder Hinsicht gerecht wird. Bisher schrieb Rolf Lappert Romane für Erwachsene. Für einen erhielt er den Schweizer Buchpreis. Dass er jetzt Literatur für Jugendliche geschaffen hat, darf man als glückliche Entscheidung werten. Jede Generation hat das Recht auf „Feinkost“ und gute Unterhaltung.