Peggy Wehmeier zeigt in diesem Buch, dass Märchen für kleine und große Leute interessant sein können - und dass sich auch schwere Inhalte wie der Tod für Kinder verstehbar machen lassen.
„Die Furcht des Weisen“ ist der Nachfolger des preisgekrönten und von den Kritikern hochgelobten ersten Bandes „Der Name des Windes“, der 2008 erschienen ist.
Der Autor Patrick Rothfuss ist 1973 in Wisconsin geboren und Englisch-Dozent am Stevens Point College.
Leider ist es mittlerweile gang und gäbe, dass viele Verlage eine Geschichte nicht nur in mehreren Bänden veröffentlichen (was ja noch nachvollziehbar ist) sondern die einzelnen Bände auch noch in mehrere Teile splitten. Man könnte Vermutungen anstellen, warum dies so ist, aber diese seien mal dahingestellt.
Diese Rezension bezieht sich auf den ersten Teil des zweiten Bandes.
Lange musste sich die Fangemeinde gedulden. Schließlich hat es drei Jahre gedauert, bis wir wieder in die Geschichte eintauchen durften. Ob sich das Warten gelohnt hat? Wir werden sehen.
Die Furcht des Weisen setzt genau da an, wo der erste Teil geendet hat und erzählt auf zwei Ebenen die Geschichte des Hauptprotagonisten Kvothe.
Für den älteren Kvothe, mittlerweile nur ein einfacher Wirtshausbesitzer, der sich Kote nennt und nichts mehr mit seiner Vergangenheit zu tun haben will, beginnt der zweite Tag, an dem er aus den Jahren seiner Jugend berichtet, um die unzähligen Mythen seiner Person ins rechte Licht zu rücken. Notiert wird das alles von einem Chronisten, der einer der wenigen Menschen ist, der Kvothes wahre Identität kennt.
Der Bericht füllt den größeren Teil des Buches aus und bildet die zweite Erzählebene.
Wer den ersten Teil gelesen hat, wird sich sofort heimisch fühlen und dieses Buch verschlingen.
Dabei gibt es zunächst nichts Neues.
Der junge Kvothe studiert noch immer an der Universität. Er möchte Arkanist werden (eine Art Magier, jedoch basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen), um seine Eltern zu rächen, die vor vielen Jahren von den Chandrian hingerichtet wurden. Das Problem ist, dass es diese Wesen nicht zu geben scheint. Niemand weiß etwas und auch in der Literatur ist nichts über ihre wahre Identität herauszubekommen. Doch Kvothe weiß, dass sie existieren, da er sie mit eigenen Augen gesehen hat.
An der Universität hat er wie eh und je große Probleme, die anfallenden Studiengebühren aufzutreiben. Darüber hinaus lässt er es sich nicht nehmen, weiterhin seinen Erzrivalen Ambrose zu schikanieren und ist ständig auf der Suche nach seiner heimlichen Liebe Denna, mit der er, wenn er sie denn mal findet, die schönsten Stunden seines Lebens verbringt.
Erst später wendet sich das Blatt und Kvothe muss für einige Zeit die Universität verlassen. Er entscheidet sich, in eine andere Stadt zu gehen, um dort einen Schirmherrn für seine große Leidenschaft, die Musik, zu finden. Was dort geschieht und wie es weitergeht, will ich hier nicht verraten.
Nur so viel: Patrick Rothfuss hat mit dieser Wendung verhindert, dass die Geschichte, aufgrund von Wiederholungen, langweilig wird. Im Gegenteil. Erst jetzt geht es so richtig los und man kann gespannt sein, was die andere Hälfte des zweiten Bandes bereithält.
Sprachlich ist das Buch grandios. Man verschmilzt förmlich mit der Welt, die so detailliert beschrieben wird, dass man alles bildlich vor seinem geistigen Auge sieht. Die Sprache ist an manchen Stellen schon fast poetisch (hier ein großes Lob an die Übersetzer Jochen Schwarzer und Wolfram Ströle) und wirkt, passend zu Kvothes Musikleidenschaft, wie eine Komposition.
Auch wenn der Handlungsablauf anfangs Parallelen zum ersten Band aufweist (Uni-Alltag, Geldprobleme, Musizieren, Streitigkeiten), kommt niemals Langeweile auf. Das liegt daran, dass Patrick Rothfuss das Ganze so vielversprechend und witzig, so voller genialer Ideen und so spannend verpackt, dass man an jede Seite gefesselt ist und unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht. Die 860 Seiten waren im Nu durchgelesen, aber der zweite Teil steht schon im Bücherschrank.
Patrick Rothfuss hat mit diesem Roman ein eigenes kleines Universum geschaffen, das seinesgleichen sucht.
Das Cover ist wieder ein Hingucker. Sehr künstlerisch und verträumt passt es vom Stil ebenfalls zum ersten Band und stimmt auf die, im wahrsten Sinne des Wortes, zauberhafte Geschichte ein.
Für mich ist „Die Furcht des Weisen“ eine definitive Leseempfehlung.
Insofern kann ich die Frage mit „Ja“ beantworten.
Das lange Warten hat sich mehr als gelohnt. Trotzdem hoffe ich, dass der dritte Band nicht so lange auf sich warten lässt (und nicht in drei Teilen serviert wird).
Patrick Rothfuss : Die Furcht des Weisen, Teil 1.
Klett Cotta, Oktober 2011.
860 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,95 Euro.